Wohmawagen
Mission "Wohmawagen" oder "Hauptsache morgen ist der Neo trocken" - Landeck - Oktober 2001
Bekanntermaßen gibt es wichtige Leute. Mit Einfluß. Und so einer ist Camping-Huber- "Fuzzi". Denn er vergibt die Strompauschalen. Und hatte damit einen nicht unerheblichen Einfluß darauf, dass wir begannen, im Paddelurlaub Komfort zu lieben.
Den Rest trug der "Wohmawagen" dazu bei, wie unser trautes Heim von Pascal genannt wurde. Aber beginnen wir von vorne:
Wer dabei war:
Rike,
H.-D. und
ich (Beni) als RainRiders-Abordnung,
Winfried "Rauschebart",
Christian "Himmelsgucker" (Zitat: "Um mir die Landschaft anzusehen, setz' ich mich zuhausevor den Fernseher!"),
Robert "grinst bei jedem Loch",
das Doppel-W,
Kanadier-Jürgen aus Belgien und einige andere mehr.
Allesamt ordentliche bis exzellente Paddler und unordentliche bis chaotische Logisten. Aber da war ja auch noch H.-D.s Familie: Anja "Shuttle-Bunny", die durch logistische Meisterleistungen schwerste Versetz-Fehler behebt, sowie Conrad, Adina und Pascal (in aufsteigender Reihenfolge von 4 Monaten bis 4 Jahren).
Wo es hingeht:
Landeck (Österreich), gelegen an Inn und Sanna, die charmante Kleinstadt mit der Brücke über den Landecker Durchbruch, über die man fast täglich fährt, einen routinierten Blick durch die rechte Scheibe wirft: Wasser - Fehlanzeige (der Inn ist am Landecker Durchbruch kraftwerksreguliert). Überhaupt ist die Wassermenge in einem der schönsten Wuchtwasser- Gebiete der Alpen im Oktober eher knapp bemessen. Und so präsentieren sich die Bäche meist von ihrer untypisch-technischen Seite.
Der nächste Morgen:
Dank Strompauschale, Heizlüfter und Wohmawagen-Vorzelt sind die Neos trocken. Das Vorzelt riecht entsprechend. Als ob es darum ginge, temperaturmäßig einen möglichst großen Kontrast zum goldenen Oktober zu erreichen, fahren wir ins Ötztal (routinierter Blick durch die rechte Scheibe: Landecker Durchbruch - Wasser: Fehlanzeige) an die obere Ötztaler Ache. Gletschergespeist. Um 3C. Die Wolken hängen auf 1500m bedenklich tief. Aber schon die ersten Bachmeter lassen uns die Umgebungsbedingungen vergessen: Mit viel Dampf gurgelt die Ötz Stufe um Stufe Richtung Inn hinab, schönstes Wildwasser im dritten und vierten Grad (unterhalb von Sölden). Fragt man unsere "Vorfahrer" am Morgen nach den zu erwartenden Schwierigkeiten, so hört man meistens etwas wie: "Komm mal mit und probiers aus." Aber langsam lernen Rike und ich, die versteckten Zeichen zu lesen: Fährt Winfried Topo, müssen wir uns warm anziehen. Setzt er die Nasenklammer auf, wird es verdammt sportlich...
Heute fährt er manchmal mit Nasenklammer, aber seinen Bliss. Im Nachhinein stellt sich das als gelungene Kombination heraus.
Es gibt noch einen weiteren guten Grund, das Ötztal zu mögen: Südlich von Längenfeld gibt es eine Schwefeltherme. Über Körpertemperatur! Die Ötz wird zwar dadurch unten auch nicht signifikant wärmer, aber hinter der Blockhütte in einer Art Gartenteich zu liegen ist eine besonders angenehme Form des "Après-Kayak" (südl. Ortsausgang Längenfeld, Wegweiser an einem Parkplatz, Unkostenbeitrag erwünscht).
Und die Ötz tut wirklich alles, um sich zu erwärmen: Auf der Heimfahrt werfen wir einen Blick in die Achstürze (WW VI) und die Wellerbrücken-Strecke (WW V-VI). Dass einem dort ein wohlgenährter Schorschi Schauff begegnet, wundert einen kaum...
Und nach der Heimfahrt zum Wohmawagen (routinierter Blick durch die linke Scheibe: Landecker Durchbruch - Wasser: Fehlanzeige) erwarten einen die kleinen Vorteile eines Familienurlaubs, z. B. Anjas warme Suppe. Und ein warmes Wohmawagen-Vorzelt zum Neos trocknen.
Ein anderer Tag:
Problem: Acht Leute (davon mindestens drei mit strompauschal-getrocknetem Neo) wollen auf dem Inn paddeln (bei Giarsun, WW II-IV, und die Ardez-Schlucht, WW IV-V-X), zwei andere werden Autos versetzen. Von den acht fahren alle die Strecke bis zur Brücke bei Ardez, drei fahren auf jeden Fall noch weiter runter, zwei definitiv nicht, drei eventuell. Jeder Paddler weiß: Das ist echter Logistik-Spaß! Welches Auto nach wo, wohin die trockenen Klamotten, nein, die Windeln für die Kleinen bleiben im Sharan, "Nimmst Du meinen Zweitschlüssel?", "Ich hab genug und fahr schonmal los!", "W.! Trink dein Bier aus!", "Bis später! (Hoffentlich??)". Am (ersten Ausstieg dann der Super-GAU: Der vermeintliche Zweitschlüssel war ein Erstschlüssel, und der ist jetzt nicht da, wo das Auto steht. Da drin sind aber die Klamotten. Ein Teil der Gruppe friert, der andere fährt weiter. Bis zum zweiten Ausstieg. Oder zumindest dahin, wo sie ihn vermuten. Nur die Fahrer nicht. Das Chaos ist also perfekt. Aber was für ein Glück, dass wir Anja haben, die Frau mit dem Shuttle-Bunny- Logistik-Diplom...
Und so bleibt als Erkenntnis vom Tag: Paddeln ist Chaos, die Preußenschleuder schleudert noch immer und wenn Robert grinsend mit seinem lachsrosa Topo in ein Loch fährt, heißt das noch lange nicht, dass man mit jedem anderen Boot genauso grinsend hinterherfahren sollte. Denn dann sagt einem die Walze "Hallo"! Und ein routinierter Blick durch die linke Scheibe sagt uns auf dem Heimweg: Landecker Durchbruch - Wasser: Fehlanzeige.
Was wir sonst noch gefahren sind:
Inn, Imster Schlucht (WW II)
Inn, Tösens bis Ried (WW II-III)
Sanna (WW II-IV)
Venter Ache, Lehen bis Mündung (WW III-IV)
Loisach, Griesenschlucht (WW II-III)
durch Salzburg, in Zukunft nie mehr ohne Kompaß (V-VI, technisch)
Die Schwierigkeitsangaben beziehen sich auf unseren, extrem niedrigen, Wasserstand!