Downunder

Rainriders extended Mission "downunder" - Neuseeland - Januar 2005

Teilnehmer:

Sortiert nach Länge der Vornamen :-)

  •   HD B.

  •   FloD.

  •   Anja B.

  •   Doris U.

  •   Howie

  •   Michael U.

  •   Matthias T.

    Tag 1

    Wallenhorst - Samstag, 01.01.2005 Neujahr

    Wetter bedeckt, ca. 3°C, Birte klingelt morgens um 7:10 Uhr an der Haustür . Ich bin aufgeregt, frage mich, ob ich an alles gedacht habe. Die Katzen bekommen die letzte H-Milch aus dem Kühlschrank, alle Stecker noch rausziehen, Spülmaschine noch abdrehen, AB aus.... alles ist fertig: Abfahrt ca. 7:28 Uhr. Wir kommen viel zu früh am Osnabrücker HBF an. Mit letzten guten Wünschen begleitet mich eine völlig übermüdete Birte zu Gleis 11. Hier steht schon der IC nach Hannover - ohne Lok. Ein paar Prolls stehen auch auf dem Bahnsteig rum, es ist zugig und kühl. Ich steige 20 min vor Abfahrt als erster Reisender in den dunklen Waggon 2er Klasse. Der Zeiger rückt vor, ein letztes Winken, der Zug rollt nach Hannover.

    In der Landeshauptstadt angekommen habe ich 20 min Zeit um in die S-Bahn zum Flughafen umzusteigen. Es riecht überall nach frischen Brötchen. Am Flughafen angekommen schleppe ich mein Gepäck samt Paddel zur Abflughalle B. Hier warte ich quälend lange 20 Minuten auf meine HDB-Gruppe die ich ja alle außer HD noch nie gesehen habe. Schließlich sind wir alle da und verbreiten am Check-in Schalter von KLM ein wenig stress: 12 Gepäckstücke zu 128 Kg...alles o.k. Rucksäcke und Paddel kommen (inkl. gefühlten 250 km Panzertape) ins Sperrgepäck. Schon geht's durch die Personenkontrolle. Hier wird alles durchleuchtet, Taschen leeren, Jacke und Weste ausziehen. Alles scheint o.k. So jetzt geht's ab aufs Rollfeld und in den relativ überschaubaren Cityhopper über eine richtige Gangway. Es bedarf einiger Geschicklichkeit alle Handgepäckstücke in den Staufächern unterzubringen - es gelingt aber schließlich doch. Dann rollt der Flieger schon pünktlich los und wir heben ab.

    Kurze Zeit später stoßen wir schon durch die winterlich geschlossene Wolkendecke. Zwischendurch kann ich noch hin und wieder den Mittellandkanal da unten sehen, ich glaube da ist sogar die Weser. Der Pilot erzählt das wir mit 800 km/h Osnabrück, welches unter einer dichten Wolkendecke versteckt liegt, überfliegen. Schade, dass ich nur diese Wolkenmasse sehen kann!

Während ich diese Zeilen hier gerade schreibe, landen wir schon in Amsterdam. Bedeckt - 5°C. Eben konnte ich noch auf das grandiose Entwässerungssystem Hollands von oben schauen, jetzt halten wir schon vor einer Abfertigungshalle in Schipol.

Der Flughafen ist hier in Amsterdam einfach gigantisch. Es stehen allein mindestens 100 große Flugzeuge an den Stegen an denen wir hier vorbeirollen. -irre!!!

Wir entschließen uns die Wartezeit von etwa 7-8 Stunden mit einem Stadtrundgang zu verbringen. Im Untergeschoss lassen wir unser Handgepäck in einem Schließfach und kaufen uns Zugtickets zum Hauptbahnhof. Es sind keine 10 Minuten mit dem Zug ins Stadtzentrum. Schnell müssen wir erkennen, dass am heutigen Neujahrstag viele Sehenswürdigkeiten geschlossen haben. Wir waren zu Fuß am Botanischen Garten -zu (klein aber fein mit vielen Gewächshäusern). Dann waren wir am Tropenmuseum - auch zu. Dann bei Artist - ein Park mit Zoo, Planetarium und anderen Attraktivitäten. Für eine Tageskarte hätten wir hier 16,-€, für eine ermäßigte 1,5 Stunden-Karte immerhin noch 12,50 € berappen müssen!! Ganz schön heftig - das war uns definitiv zu teuer und wir sind weiter. Am Schifffahrtsmuseum - auch zu. Immerhin konnten wir uns am Anfang des Bummels einen Aufenthalt bei einer großen amerikanischen Imbisskette leisten (Cheesburger für 1,50 €, 1 x die Kacke wieder loswerden für 0,50 €). Nach insgesamt 4,5 Stunden auf den Beinen sind wir alle etwas k.o. Nach der Rückfahrt zum Flughafen haben wir immer noch genug Zeit, uns ein wenig in diesem Gewirr von Hallen, Korridoren, Einkaufsmöglichkeiten etc. umzuschauen.

Der Check-in ist für 19:25 angekündigt.

Jetzt sitzen wir schon in einer Boing 747-400, zweistöckig mit ca. 400 Menschen an Bord!! Der Monitor zeigt an, dass wir 10.247 km Flugstrecke bis Kuala Lumpur vor uns haben. Die errechnete Flugdauer soll 11:22 Stunden betragen. Draußen am Boden ist es 8°C, es regnet - und die Piloten bekommen ein Triebwerk nicht gestartet. Es ist jetzt 20:36 Uhr. Neben mir sitzt ein Mitvierziger, indonesischer Geschäftsmann der auch irgendetwas wie ich in eine Papierblock schreibt (allerdings von rechts nach links!)

Die Sitzreihen sind 3-4-3 verteilt mit ca. 50 Reihen hintereinander. Ein Japaner im Mittelfeld hat sich gerade üppigst mit irgendeinem tierisch durchdringenden Pfefferminz-Saunaöl eingerieben- total pervers!

So jetzt geht's los. Wir sitzen direkt neben der linken Tragfläche. Die Klappen bewegen sich zum Test. Wir rollen auf die Startposition. Draußen ist es schon längst wieder dunkel. Überall leuchten die Positionslichter der Start- und Landebahnen und tauchen das Flughafengelände in ein schummrig diffuses Licht. Und jetzt gibt es Schuuuub....! Es geht nur leicht in die Sitze und schon sind wir in den tief hängenden Wolken, aus denen es übrigens zur Abwechslung schon seit zwei Stunden regnet. Die Außentemperatur singt von 8° auf 1°. Wir steigen immer höher,1.600 m, 2.400 m, -3°C, mit 660 km/h, -7°, 3.600m, 860 km/h.

Wir sind jetzt ca. 40 Minuten in der Luft: Höhe 9.400 m, -54°C, über Hannover, Potsdam, Berlin sind wir jetzt an der Polnischen Grenze vorbei über 1060 km/h schnell! Mein Sitznachbar ist Engländer (geboren in Ägypten) und arbeitet für eine islamische Hilfsorganisation die weltweit tätig ist. Jetzt ist er auf dem Weg zu dem Büro in Jarkata um für eine Woche von dort Hilfe zu organisieren. Die Organisation heißt „islamical relief“ oder so ähnlich.

Tag 2

Kuala Lumpur - Sonntag, 02.01.2005

So die Nacht habe ich überstanden. Mit Schlafen sah es eher mäßig aus, dafür konnte man ständig kleine Snacks oder etwas zu trinken bekommen. Zwischendurch habe ich mir auf einem Rundgang mal die Business Claas im oberen Stockwerk angeschaut: da gibt es schon mehr Freiraum, jeder Sitz hat seinen eigenen Monitor und so.

Wir sind gerade über die von Tsunami und Seebeben betroffenen Küstengebiete von Thailand (Puket und Aceh) geflogen. Sehen konnten wir natürlich nichts unter den Wolken. Und nun setzen wir auch schon zur Zwischenlandung in Kuala Lumpur an.

Erst mal schnell die ZipOffs und Fleece ausziehen. Auch wenn sämtliche modernen Flughafenhallen klimatisiert sind - irgendwie sind wir für Äquatornähe etwas unpassend gekleidet. Draußen soll es immerhin 28°C sein. Die Zeitverschiebung zu Frankfurt beträgt schon 7 Stunden. Der Flug von Amsterdam hat ca. 11 Stunden gedauert und dafür fühle ich mich erstaunlich fit.

Unser aktuelles Problem: Howie und HD sind im Flughafengewimmel auf einmal verschwunden. Erst einmal klappern wir sämtliche Infopunkte und Schalter ab - vergebens. Die Zeit fängt an zu laufen - irgendwie ärgerlich!! Schließlich lassen wir die beiden ausrufen. Die Flughafenmitarbeiter sind hier alle sehr nett und wirklich bemüht uns bei der Suche zu helfen... spannend.

Jetzt ist es Ortszeit 16:36 Uhr unser Abflug nach Auckland startet 21:25 Uhr an C:036.

Diese Zeit wollen wir für ein Ausflug ins ca. 25km entfernte Stadtzentrum nutzen.. Dazu machen wir erst einmal einen Lehrgang um an malaiisches Bargeld zu kommen und damit unser Gepäck zu verschließen. Tickets für den Zubringerzug braucht man erst in der Ankunftsstation für die zurückgelegte Strecke zu lösen. Nach einer spannenden Zugfahrt und viel hin und her probieren stehen wir auf einmal wirklich vor dem Wahrzeichen der Metropole: den „Petronas Twin-Towers“. Hier werden diese Riesentürme kurz mit KLCC abgekürzt. Es ist mittlerweile nach 18:00 Uhr, es ist außerhalb der klimatisierten Stationen richtig schwül hier wie in Deutschland nur im Hochsommer vor einem gewaltigen Gewitter mit ca. 30°C Außentemperatur. Da wir nur wenig nördlich des Äquators sind bricht die Dämmerung schon bald herein.

Was uns in dieser neuzeitlichen Megawachstumsmetropole immer wieder erstaunt, ist die selbstlose Freundlichkeit, mit der uns die Leute immer wieder weiterhelfen, um den richtigen Zug zu bekommen oder Tickets zu kaufen.

Also wir stehen hier vor diesen riesen Türmen mit moderner Glitzerfassade und irgendwie sind sie zwar gigantisch, aber auch nur zwei Hochhäuser unter vielen hier - wenn auch deutlich kleineren. An allen Ecken dieser Stadt wird z.T. gigantisch gebaut (obwohl heute eigentlich Sonntag ist sind viele Baustellen in Betrieb - vielleicht ist hier auch gar kein Ruhetag??) Die Straßen mit Linksverkehr sind stark frequentiert, so dass man beim queren schon stark aufpassen muss - es gibt hier bewegliche Ampelmännchen sogar mit verbleibender Sekundenangabe!! Total geil!!!!

Die Vegetation ist natürlich auch tropisch wie aus den Gewächshaus geklaut. Palmen und sonstige Gewächse kommen hier wohl mit den kargen Bodenverhältnissen in der Stadt ganz

gut aus - zumindest sind alle Gewächse grün - auch wenn sie z.T. nur auf etwas dreckigem Bauschutt wachsen müssen.

Für den Stadtausflug hatten wir gerade mal 3-4 Stunden Zeit. Das ist natürlich viel zu wenig für so eine aufstrebende Millionenmetropole wie Kuala Lumpur es ist. Für eine ganz grobe Orientierung hat es wohl dennoch so gerade gereicht und sich daher wohl auch echt gelohnt! Nun hasten wir auch schon zurück zum Airport um gerade just in time einzuchecken.

Der Flug nach Auckland (mit Malaysia Airlines ebenfalls mit einer Boing 747-400) dauert ca. 9 Stunden. Es gibt auch jetzt zwischendurch immer wieder was zu essen. Schlafen kann ich die ganze Nacht kaum. Wir sitzen an der rechten Tragfläche und können außer ein paar mal auf die Wolkendecke bei Nacht über Australien wenig vom Erdboden sehen.

Nun machen wir uns über die strengen Einreisebestimmungen was die Sauberkeit der Ausrüstungsgegenstände und die Einfuhr von Nahrungsmitteln angeht so unsere Gedanken. Wir werden in ca. einer halben Stunde ja alles erleben...

Tag 3

Auckland - Montag, 03.01.2005

Wir haben schon wieder 9.500 km in diesem Riesenvogel überwunden. Auf dem Bildschirm erscheint immer wieder ein stilisiertes Flugzeug mit einer Richtungsangabe zu Mekka samt Entfernungsangabe...

Jetzt sind wir schon deutlich auf Sinkflug - mitten in den Wolken über der tasmanischen See, die Klappen stellen sich auf, draußen steigt die Temperatur stetig von -46°C auf jetzt schon +11°C...

So!! Landung hat geklappt, zwar nicht ganz so butterweich wie in Kuala Lumpur aber immerhin noch weich und gut. Es ist jetzt Ortszeit 12:30 Uhr. Der internationale Flughafen von Auckland strahlt ein eher familiäreren Charakter aus mit Teppichboden und so. Auch die Räumlichkeiten der Hallen und Gänge machen eher einen kuscheligen Eindruck. Dafür sind die Kontrollen umso strenger! Ich dachte mir dass ich meine Bierknacker die als Reiseproviant gedacht waren wenn schon nicht einführen, dann wenigstens noch essen dürfte - Pustekuchen! Die stämmige Zoll-Maori fragt teils interessiert nach allem Möglichen wie Herkunft, Zutaten und anderen Qualitätsmerkmalen der frischen Bierknackerwürstchen. Dann steckt sie meine 10 leckeren Bierknacker einfach ein, verschwindet im Backofficebereich und kommt ohne sie wieder. Frisches Quarantänezeugs von unseren Vorgängern in der Kontrolle hingegen wanderte nach peniblem Protokoll in eine extra bereitstehende gelbe Tonne... Na ja wird wohl zum Schutze Neuseelands seine Richtigkeit haben - SCHEIßE!!

Dafür haben wir mit unseren Schuhen Glück. Unsere vier Zelte und das Tarp werden allerdings eingesammelt, nach 30 min aber anstandslos draußen vor der Desinfektionsabteilung wieder ausgegeben. Nun haben wir Zeit uns um den Check-In von unserem Nelson-Flug zu kümmern. Die beiden Damen am Inlandsflug-Schalter sind voll cool drauf. Die Eine nimmt unser Hauptgepäck in Empfang, ihre Kollegin am Computer möchte uns gerne für Übergewicht ein paar viele frische Neuseelanddollar abknöpfen, wir hätten immerhin 20 Kilo mehr im Gepäck als in Hannover und Amsterdam. Das finden wir diskussionswürdig. Des Rätsels Lösung mündet für uns Laien auf diesem Gebiet der Gepäckabfertigung in der Vermutung, dass die nette Dame wohl bei jedem Gepäckstück rein zufällig ihren gesamten Oberkörper auf dem mit der Waage verbundenem Tresen aufstützte. Dies geschah sicherlich völlig ungewollt und aus Versehen. Nach längerer Diskussion wissen wir, dass dies Verfahren immer so gemacht werden würde und wir schließlich mit dem Piloten weiter diskutieren könnten ob er die Verantwortung für unser Gepäckgewicht und daraus resultierenden Startproblemen übernehmen wolle - na prima!

Wie warten noch ein wenig vor der Halle dieses internationalen Flughafens. Das Wetter ist sommerlich angenehm europäisch!

Mit einem Bus geht es zum nationalen Teil des Flughafens - noch familiärer, ebenfalls mit Teppich ausgelegt. Schön. Hier einchecken ist bis 15 min vor dem Start möglich - vielleicht auch noch später. Das scheint hier bei Inlandsflügen mit „New Zealand Air“ eher wie beim Busfahren abzugehen. Zu Fuß geht es aufs Rollfeld zu der Saab 370 (?) diese zeichnet sich durch Propeller und Turbo mit 33 Sitzplätzen aus. Die Flugbegleiterin ist 'ne nette Selbstdarstellerin. Während der nächsten 70 min bekommen wir durch die etwas aufgelockerte Wolkendecke erste Landschaftseindrücke von ca. 500 km Nordinsel, ein Wasser, ein Kaffee mit Keks und zum Schluss noch ein Bonbon - echt nett (und so ne hübsche...)

Der Pilot hat uns sicher in Nelson runter gebracht. Es scheint an dieser durch Landzungen geschützten Küste Tide zu geben - jetzt ist wohl gerade ablaufend Wasser. Die Vegetation ist total schön: Sommer, Blumen, große Scheinzypressen, Kiefern, Solitärs sind hier wohl auch in, Weiden, Knöterich, brit. Rasenverhältnisse...

Das ist Matthias: quirlig, drahtig, nett. Er springt erst einmal alle voller Freude begrüßend an - cool, vielleicht auch ein wenig durchgeknallt?! Und das ist für die nächsten Wochen unser Auto und zu Hause: Mitsubishi, geländegängig, kurzer Radstand, 4-rad, 3 Dachgrundträger, einige kleinere Umbauten im Innern, Lenkrad rechts und für deutsche Verhältnisse schon jetzt normal vollgepackt.

O:K: das Gepäck für sieben Leute ist nach einer halben Stunde auch drin und die Leute selber irgendwo dazwischen. Aber jetzt steht erst einmal der erste „Aldi-Einkauf“ bevor. Ich bleibe mit Matthias beim Auto welches ein wenig Öl verliert...

Mit Michael kümmere ich mich um die scharfen Dachträgerkannten indem wir unser Gepäcktape und altes Kartonmaterial aus dem Laden darumwickeln. Wahrscheinlich, so unsere Techniker, ist das Ölleck mit einfachen Bordmitteln nicht völlig zu beheben. Matthias versucht über den „vor Ort NZ-ADAC“ Abhilfe zu organisieren, aber angeblich gibt es wohl irgendwelche Mitgliedsprobleme.

Da wir alle Hunger haben gibt es jetzt erst einmal Döner für 9,- NZ$ (umgerechnet ca. 4,15 €). In Auckland am Flughafen habe ich für 150 € meine ersten 260 NZ$ getauscht. Billiger tauschen lässt sich auf jeden Fall in der Provinz oder am besten direkt vom EC-Automaten Geld abheben. Interessant finde ich den städtischen Baustil hier. Nelson ist immerhin die größte Stadt im Norden der Südinsel und wird geprägt von 1-2stöckigen Holzhäusern im Stadtkern. Diese haben überwiegend schöne Arkadengänge mit automatisch bewässerten Blumenampeln. Ein bisschen wie in Wild-West-Filmen.

Nach dem Döner ist es ca. 19:00 Uhr und wir fahren noch zwei Stunden zu unserem ersten Standlager, nach Murchison. Wir sind alle von der Reise ganz schön erledigt und schlafen während der Autofahrt irgendwie zwischen den Gepäckbergen ein wenig. Alles wirkt hier ein

wenig wie in den Alpen, ein bisschen kommen auch Erinnerungen an Norwegen hoch. Seltsam vertraut mit allerdings einigen Abänderungen in der Vegetation. Um 22:00 Uhr sind wir am Zeltplatz von Murchison und bauen unsere Zelte bei letzter Abenddämmerung auf. Nach einem kurzen ersten abendlichen Beisammensitzen bis Mitternacht geht es müde zur Ruh.

Tag 4

Südinsel - Murchison - Dienstag, 04.01.2005

8:00 Uhr, Regen aber angenehm warm.

Wir frühstücken Porrege in der überdachten Camperküche und machen uns gegen 10:00 Uhr auf zu einem benachbarten Paddlerladen um dort unsere reservierten Boote abzuholen. Matthias hat zeitweise Privatboote anderer Paddler organisiert und wohl sehr günstige Konditionen für die anderen Leihboote ausgehandelt. Der Laden ist ganz gut ausgestattet und hat auch eine eigene Kajakschule dabei. Als wir unsere Boote samt Ausrüstung gecheckt haben kommt das unerwartete Problem 7 unförmige Spielboote (anders kann man diese Dinger nicht nennen) auf drei Querträger ohne Senkrechtstütze zu laden. Zwei volle Stunden und mindestens fünf Komplettversuche später haben wir es geschafft! Die erste Paddeltour in Neuseeland führt uns jetzt auf einen übersichtlichen Flussabschnitt des Buller der allgemein als „Doktors Creek“ bezeichnet wird. Dieser Abschnitt endet an unserem Campingplatz und ist nicht nur daher ein schöner Einstieg ins Wildwasserparadies Murchisons. Anja und Doris gehen auch prompt schwimmen.

Abends gibt es in der überdachten Camperküche Reis mit Bohnengemüse an frischem Hünchen. Leider fehlen unserer Gemeinschaftsküche noch einige Gewürze...

Wir fallen aber alle relativ schnell in unsere Betten.

Tag 5

Südinsel - Murchison - Mittwoch, 05.01.2005

Es hat tatsächlich aufgehört mit Dauerregnen. Anja bringt mir eine Tasse Kaffee ans Zelt. Matthias hat sich eine heftige Magengeschichte eingefangen und fällt erst mal den ganzen Tag aus. Ohne Matthias geht es erst einmal in den Ort zum Shopping. Meine Ausbeute aus dem Supermarkt: Postkarten, Diät Cola, Studentenfutter und einen Universalschwamm für Küche, Zelt und Boot. Auf der anderen Straßenseite ergattre ich für 15 NS$ einen bequemen Campingstuhl. HD findet in einem Trödelladen welcher von einem Holländer geführt wird diverse Kleinteile wie z.B. einen Föhn für 3,- NS$.

Am Nachmittag fahren wir mit einem Paddler vom Campingplatz zu einem oberen Flussabschnitt des Buller. Hier am Einstieg nahe einer Straßenbrücke fernab jeglicher Zivilisation steht sogar ein Plumpsklohäuschen - cool. Das Versetzen dauert nur ca. 20 min. Am Einstieg sind noch ein paar Locals die Böschungsstarts vom ca. 20m hohen Brückenauflager machen. Erst geht es unter Materialeinsatz eine Dreckrinne entlang bevor die Sicht auf die letzten Meter Freiflug frei wird. Interessant...

Der Fluss ist hier ein ähnlich gemütlich im unteren II-Bereich. Nach der Hälfte kommt ein unübersichtlicher wuchtiger Rapid der schon jetzt bei gutem MW als schwacher IV-er

durchgeht. Ich entscheide mich für den rechtsufrigen Chickenway und ärger mich dass ich kein voluminöseres Boot oder gar meinen Salto dabei habe. Mein Frust steigert sich als ich sehen muss wie Howie, HD und Michael ohne Probleme durch den Rapid kommen und auch noch Spaß dabei haben...na ja. Das der Buller auch etwas gemein sein kann erfahren Anja und Michael wenig später durch eine Schwimmeinlage bei der etwas Chaos aufkommt. Wir wissen zunächst nicht ob uns ein Paddel fehlt sodass Howie und ich uns nach Absprache dazu entschließen alleine schon einmal die letzten zwei km vorzupaddeln - ohne Erfolg bei der Paddelsuche.

Ewig später kommen HD, Anja, Doris und Michael (alle mit Paddel) und wir laden im Regen auf.

Abends gibt es Nudeln mit Tomatensauce mit Zwiebeln und Eiern drin, echte Paddlernahrung!!! Das beste daran - wir haben eigene Gewürze! Gegen 23:00 Uhr ab in den Schlafsack. Es regnet...

Tag 6

Südinsel - Murchison - Donnerstag, 06.01.2005

20° Celsius, Nieselregen. Nach dem Frühstück mit Toast müssen wir zur Werkstatt. Die Ölkühlerzuleitung leckt! Das bedeutet „Große Scheiße“!! Matthias und Howie müssen wohl nach Nelson fahren um eventuell daran etwas ändern zu können. Auf dem Hinweg setzen sie uns übrige aber an einem wunderschönen Zufluss des Buller ab. Dieser ist heute dank des Dauerregens gut fahrbar. An einer urigen alten Holzbrücke ist der offizielle Einstieg. Wir tragen ca. 500 m hoch zu einem Seitenbach (black water) um 3 schöne Stufen mitzunehmen. Ein herrlicher Einstieg und schöne Entschädigung für das Anziehen der nassen Neoklamotten. Der Bach ist besonders landschaftlich wunderschön. Moosbewachsene glatte Felsen (sehen ein wenig wie grob gekörnter Beton aus) sind von Farnen und allerhand Buschzeugs überwuchert. Seltsame Vogellaute begleiten uns ebenso wie viele Spielbootfahrer. Einige Spielstellen sind richtig überlaufen. Aber dennoch ist es ein super tolles Paddelerlebnis auf einem sportlich mäßig schwerem Wildbach. Um in der Übung zu bleiben entscheidet sich Doris auch heute für eine Schwimmeinlage. Diesmal vor einem engen Schlitz.

Nach der Mündung in den Buller sind es noch ca. 2 km bis zum Campingplatz. Der Buller führt heute ca. einen halben Meter mehr Wasser! Viele schon bekannte Stellen sind abgesoffen wofür die zügige Strömung aber entschädigt.

Am Camp angekommen genieße ich meine erste Dusche auf der Südhalbkugel. Auch hier tropft das Wasser von oben nach unten...

Gegen 18:00 Uhr kommt ein deutsches Pärchen auf den Platz mit denen ich beim Neo aufhängen etwas Small talk übe. Matthias und Howie kommen auch gerade aus Nelson wieder und berichten von ihrem Glück und Erfolg:

Nachdem sie über eine Fachwerkstatt über diverse Kollegen bis zum Schrotthändler weitergereicht wurden - bei dem zufällig der gleiche Mitsubishi als Probedummy stand - konnten sie selber an beiden Autos ca. drei Stundenrumschrauben. Das Problem war „nur“ eine lockere Schraube am Ölkühler bzw. der Zuleitung. Allerdings alles sehr schwer zugänglich. Für alles (Rat, Möglichkeit auf dem Platz zu schrauben und Werkzeug borgen) brauchten Howie und Matthias lediglich 20,- NZ $ löhnen!

Der Abend vergeht ohne Regen, dafür aber Sandflies umsonst und in allen Mengen und backed beans.

Tag 7

Südinsel - Murchison - Freitag, 07.01.2005

Kein Regen, bewölkt. Meine Thermarest hat die liebevollen Klebeversuche von gestern mit Latexkleber und Tape wohl honoriert. Da es diese Nacht weniger geregnet hat als die Nacht zuvor habe ich in meinem Einwandzelt von Northface jetzt auch keine Probleme mehr mit Schwitzwasser. Das sind schon Annehmlichkeiten die einem den Start in einen neuen Tag komfortabel erscheinen lassen.

Heute wollen wir zum Glenroy River. Der soll bis 3+ gehen und mehr technischer Natur sein. Im Anschluss ist Lagerumzug nach Hokitika angesetzt. Soweit der Plan.

Wir haben nach dem Frühstück zwei Kiwis aufgetan mit denen wir auf dem abgelegenen Glenroy paddeln wollen. Sie können uns auch beim Versetzen helfen. Die Natur hier ist mal wieder genial. Auf dem Hinweg fahren wir ca. eine halbe Stunde durch ein großes Bergtal mit großen Rinderherden aber auch schroffer Uferstraße (Schotterpiste). Die Sonne scheint (!) und wir können ca. 12:15 Uhr einsetzen. Der Fluss lässt sich vielleicht mit der oberen Oker oder der Loisach vergleichen. Er fängt gemütlich und nett an - so um die 2 bis 2+. Die Ufer rückenallmählich näher und auf einmal sind wir nach einer schönen Stunde rumspielen mitten in einer ausgewachsenen 3er-4er (mit 5er Stellen) Schlucht drin. Jetzt wird der Bach für unsere Gruppe schnell zu schwer. Nach Anja müssen auch Howie und Michael schwimmen. Für die Bergung aller Schwimmer und Materialien benötigen wir eine ganze Menge Zeit. Die Schluchtufer sind unwegsam und steil aber machbar. Nach ca. 5 Stunden in dieser Schlucht erreichen wir zeitlich versetzt zu Land und zu Wasser alle wohlbehalten das Ende der Schlucht an einer Straßenbrücke. Diese Schlucht hatte wirklich schönstes und technisch anspruchvolles Wildwasser zu bieten was ich mit meinem Salto gerne noch einmal befahren würde. Ohne Schwimmeinlagen müsste diese Streck auch in 2-3 Stunden incl. Spielzeit zu machen sein.

Wir sind alle froh heile den Paddelteil geschafft zu haben. Doch nach einer kurzen Verschnaufpause setzen uns die allgegenwärtigen Sandflies erheblich zu. Im Inneren des Bullis befinden sich Milliarden dieser kleinen Evolutionsfehler. Doch es hilft nix - wir müssen trotzdem einsteigen.

Gegen 20:00 Uhr erreichen - wir viel später als geplant - Murchison. Ausgehungert gehen wir erst einmal im Bub an der „Hauptkreuzung“ lecker essen. In unseren Paddelklamotten fallen wir schon ein wenig auf da sich in Neuseeland alle Kneipengänger voll in Schale schmeißen.

Anschließend packen wir noch unsere restlichen Sachen am Zeltplatz ein und starten gegen 23:30 gen Hokitika. Das Auto ist brechend voll, eine minimale Bewegungsfreiheit gibt es nur noch auf dem Fahrersitz. Aber wir kommen wohlbehalten um ca. 3:00 Uhr in Hokitika auf dem Campingplatz an und bauen schnell unsere Zelte auf. Aus Versehen kommt beim Auspacken im Dunkeln noch jemand an die Hupe - es kann ja bestimmt nicht schaden sich auf dem Platz mal um diese Uhrzeit vorzustellen, der Platz ist rappelvoll....

Tag 8

Südinsel - Hokitika - Samstag, 08.01.2005

11:30 Uhr, Regen aber warm. HD fährt in den Ort um Brot etc. zu besorgen. Mein erster Blick aus dem Zelt trifft auf den Waldrand des heimischen Regenwaldes. Ich kann etwas weiter rechts noch eine große Wasserfläche zwischen den dicken Regentropfen ausmachen - ob das ein Arm der Tasman Sea ist? Heute soll die Möglichkeit bestehen endlich mein RAD- Spielboot (das war gestern bei allen wuchtigen Paddelaktionen ein echter Nachteil!!) in einen Creeker zu tauschen.

Es kommt anders.

Wir schauen uns nachdem wir gegen 14.30 fertig gefrühstückt haben erst einmal Hokitika an. Dort findet gerade im örtlichen Kino ein Filmfestival statt dessen Filme sich irgendwie alle mit dem Thema Wasser beschäftigen. Nachdem wir uns Tickets für die Abendbeiträge besorgt haben, gehen wir zum Strand: riesen Wellen, grauer Sand, kein Deich, lange gerade Küstenlinie. Von hier kann man über die vorgelagerte Bruch- und Weidelandebene bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Southern alps sehen. Toll!!

Um 18:00 Uhr sind wir wieder auf unserem etwas außerhalb gelegenen Campingplatz. Die Wasserfläche entpuppt sich al ein Süßwassersee der vor Urzeiten von Gletscher und Ozean erschaffen wurde. Zum Strand ist es von hier ca. ein Kilometer durch Farnbuschregenwald an einem Bub vorbei durch Dünen und Weiden. Die Brandung lässt sich bis zum Campingplatz deutlich vernehmen!

Später im Kino wird nach einem kurzen Amateurfilm aus der Gegend ein einstündiger Expeditionsfilm über eine Jennissei- und Baikalseebefahrung gezeigt. Dieser Film ist gut gemacht auch wenn es immer wieder technische Probleme mit der Widergabe gibt. In den Zwangspausen ließt der Moderator immer wieder kleine Gedichte vor. Dabei ist seine Piratenkostümierung wohl als eine Art Identitätshinweis und Wink auf die Vergangenheit der Westländer hier zu verstehen.

Nach dem Kino fahren wir zum Strandbub in der Nähe vom Campingplatz. Hier ist gerade ein Touribus eingekehrt und veranstaltet eine Transvestitenparty frei nach dem Motto, dass die Teilnehmer hier am letzten Ende der Welt wohl keiner erkennen wird. Wir bevorzugen da als „Normalos“ lieber einen Spaziergang an den nahe gelegenen Strand den wir in der letzten Dämmerung auch sehr genießen.

Tag 9

Südinsel - Hokitika - Sonntag, 09.01.2005

Sonne, warm - erst am Spätnachmittag vertrauter Regen. Wir frühstücken etwas in Eile da wir um 9:00 Uhr einen Termin mit unserer Bootsverleiherin Helen haben. Dort tauschen wir die RADs gegen HOCKERs ein die wir auch heute noch in der Brandung testen wollen. Wir fahren ca. 20 min bis zu Helen. Sie wohnt mit ihrer Familie in einer kleinen Vorortsiedlung von Hokitika in einem für diese Gegend typischen, einstöckigen Holzhaus einfachster Bauweise. Einfache Verglasung und kaum Isoliert steht das Haus auf einfachen Holzstelzendirekt auf dem kiesigen Untergrund. So stelle ich mir die Bauweise in Amerika vor...

Wir fahren jetzt ca. eine Stunde an der Westküste hoch zu den Pancake rocks. Über Jahrhunderte haben hier die Wellen aus der Steilküste diese wunderschönen Felsformationen herausgespült die wie große Pfannkuchenstapel aussehen. Ein toller Gehweg erschließt von einem Parkplatz an der Küstenstraße die schönsten Ausblicke auf dieses Naturschauspiel. Obwohl gerade Niedrigwasser ist krachen die Brandungswellen mit einer gewaltigen Kraft gegen die Felsen. Bei Hochwasser spritzen richtige Salzwassergeysire aus den spektakulären Blow holes empor. Der Fußweg führt durch die Felsen und durch den hier typischen Farnbaumbuschwald mit seinen exotischen Pflanzen. Es ist wunderschön an diesem Platz!!

Dann treffen wir (mal wieder) eine Bekannte von Matthias, Kerstin mit ihrer netten Familie. Das immer wieder bekannte Gesichter den Weg kreuzen regt auch ein wenig zum Nachdenken an.

Später fahren wir an einen nahe gelegenen Strand um in der Brandung zu paddeln. Die Sonne scheint, die Brandung geht min. 500 m raus und weit draußen bestimmt bis 3m hoch. Die erste Stunde proben wir in den ersten 150 m bei Wellenbergen bis 2m Höhe. Es macht schon Spaß und ich gewöhne mich langsam an das Fahrgefühl in diesen Brechern. Auf einmal sehe ich wie Howie ziemlich weit raus paddelt. Ich wundere mich noch und überlege ob ich ihn nicht zurückpfeifen sollte. Augenblicke später sehe ich am Strand Anja gestikulieren: Howie ist gekentert.

Das ist jetzt ein Problem, da wir nicht davon ausgehen können, dass das Treibgut mit Howie ohne Hilfe bei Niedrigwasser an den Strand gespült werden wird. Abgesehen von dem Schwimmgefühl in den Brechern da draußen.

Aus meiner Sicht traue ich mich mit meinem Creeker höchstens bis auf 50 m an Howies Position heran. Bei der Brecherhöhe in der sich Howie befindet traue ich mir nicht zu mich längere Zeit zu halten geschweige denn eine geordnete Bergeaktion einzuleiten. Ich beschließe noch etwas auf meiner Position zu warten und hoffe dass Howie noch ein wenig strandwärts getrieben wird. In der Zwischenzeit paddelt HD mit seinem Kingpin bis zu Howie. Für Howie ist das sicherlich eine psychologisch aufmunternde Geste - mehr nicht. Für HD ist es einfach nur gefährlich. Ich paddle zurück zum Strand, mit drei bis fünf Wellenkämmen brauche ich dafür keine 3 min. HD kommt etwas später nach und berichtet das Howie noch eine gute Kondition habe, er seine Position aber kaum verändern sich aber am Boot weiter festhalten könne. Nach kurzer Beratung am Strand paddelt HD mit meinem Creeker und ausgepacktem Wurfsack wieder raus um Howies Boot einzuhacken und alles an Land zu ziehen. Nach 20 min hat dieser Versuch auch endlich Erfolg worüber wir alle erleichtert sind - das war schließlich nicht witzig!

Etwas später, Howie ist gerade noch dabei unsere letzten Trinkwasserreserven zu vernichten, fliegen zwei Helikopter die Bucht ab. Wir vermuten, dass unter den Schaulustigen an der Uferstraße jemand die „111“ gerufen hat...

Nachdem die Helis weg sind lassen wir das Brandungspaddeln etwas ruhiger ausklingen, besuchen noch eine nahegelegene Karsthöhle in die wir mit Taschenlampen, Neokleidung und Helmen ca. 150-200m reingehen. Wir sind erst nach Sonnenuntergang und Einkauf am Camp und fallen mal wieder wie tot in unsere Schlafsäcke.

Tag 10

Südinsel - Hokitika - Montag, 10.01.2005

Erster schöner Tag mit relativ wenig Regen. Nach langer Frühstücksphase beschließen wir den Grey River als Ausgleich für gestern und psychologischen Aufbautrip auf einer Länge von 15 km WW I-II zu paddeln. Die Versetzstrecke ist mit 30 km Schotterpiste nach einer Anfahrt von ca. 50 km eher grenzwertig. Matthias verzichtet als Uferschwalbe für uns auf einen schönen Paddeltag. Bevor wir loskommen fährt sich noch ein Reisebus auf unserem Campingplatz fest - ein Schauspiel ohne gleichen und ein schöner Versuch Matthias`4-Rad L- 300 mal zu testen. Der Versuch misslingt und wir beschließen jetzt (es ist schon 13:00 Uhr!) mal in die Hufe zu kommen. Die Anfahrt zum Grey ist landschaftlich schon beeindruckend. Wir verlassen die Zivilisation über eine Schotterpiste. Diese verbindet diverse alte Goldminen die heute schon lange außer Betrieb scheinen. Es geht durch heimischen Regenwald - die Piste ist aber in einem erstaunlich guten Zustand. Nachdem wir den Einsatzort gecheckt haben und uns mit Matthias über den Aussatz abgesprochen haben starten wir gegen 15:00 Uhr zu meiner bis dato landschaftlich beeindruckensten WW-Tour! Es geht zunächst über einen schrabbeligen Seitenarm etwas trocken voran. Im Hauptflusslauf angekommen heften sich die Augen an die absolut unberührte Natur jenseits der Kiesbänke. Keine menschlichen Behausungen, keine Straßen, keine Brücken. Wo sind die Strommasten, Weidepfähle, Zäune? Einfach nichts außer Natur pur. Nach etwa 10 km kommen wir zu den Durchbruchstrecken welche uns aus diesem unberührten Tal hinausführen sollen. Diese steilwandige, enge Felsschlucht ist nach einem kleinen Eingangsschwall absolut ruhig und still. Die feuchten moos- und farnbewachsenen Wände rücken stellenweise bedrückend eng zusammen und würden bei unüberschaubaren Wasserverhältnissen einen Ausweg schier unmöglich machen.

Nach ca. drei Stunden verlassen wir diesen ersten Streckenabschnitt des Flusses. Wir halten Ausschau nach unserer orangen Gepäcktüte die Matthias als Zeichen am Linken Ufer auslegen wollte. Anja ist bis hier 2 mal und Doris auch schon einmal geschwommen und wir freuen uns auf das nahe Ziel. Wir sehen auf einmal eine fremde gelbe Tüte am linken Ufer. HD steigt an einer Weide aus, schaut sich ca. 80 m weit um. Die Tüte ist gelb, kein Matthias, keine Straße und kein Auto in Sicht - also geht es weiter. Wir drehen die Tüte noch mal um es ist 18:30 Uhr. Da es immer noch äußerst wenig Zivilisationszeichen gibt paddeln wir schneller. Der Grey River wird ab und an breiter, das WW ist im wesentlichen der Stufe I einzuordnen. Wir kommen sogar an einem automatischen Pegelhäuschen vorbei und da - ein Mensch! Ein Mensch im Neo. Wir kommen näher und wollen ihn auf englisch fragen . Das klappt nur mäßig. Nach vergeblichen Verständigungsversuchen kommt uns ein breiter fränkischer Redeschwall entgegen. Es handelt sich schließlich um einen Goldsucher aus dem fränkischen der uns sogar sein gesamtes Tagesergebnis in einer Filmrolle präsentiert! Von Matthias aber keine Spur.

Wir kommen noch an einem weiteren Goldsucher vorbei, testen vergeblich alle 30 min das Handy - ohne Netzempfang. Für den jetzt eingetretenen Fall haben wir als letzten Treffpunkt die erste Straßenbrücke über den Grey ausgemacht. Es wird langsam dunkel und die Gesamtstrecke geht auf die 30 km zu! Für die geologisch markant geschichteten Ufer und Konglomeratwände schwindet langsam unser Interesse. Schließlich erreichen wir tatsächlich die Bundesstraßenbrücke nach 6 Stunden sehr schöner aber zum Ende auch anstrengender Paddelzeit mit den letzten Sonnenstrahlen. Matthias ist da und wir ärgern uns dass wir an der gelben Tüte vorbeigepaddelt sind und nicht noch 20 m mehr Ausschau gehalten haben...

Ende gut - alles gut. Wir sind um ca. 23:00 an unserem Platz und fallen abermals totmüde ohne zu essen in die Schlafsäcke.

Tag 11

Südinsel - Hokitika - Dienstag, 11.01.2005

Sonnig, leichte Bewölkung und den ganzen Tag kein Regen!

Heute wollen wir mit einem Heli in ein unwegsames Seitental des „upper Hokitika river“. Wir vertrödeln morgens aber wieder so viel Zeit, dass es uns nicht mehr gelingt den Helitrip zu ordern. Morgens war der Heli schon unterwegs in den Bergen und per Funk von der Basisstation nicht zu erreichen, mittags konnten wir immer nur mit dem A.B. kommunizieren wenn überhaupt ein Handynetz funktionierte. So geht der halbe Tag dahin. Wir halten noch in Hokitika an einem Internetcafe und fahren anschließend zum Campingplatz zurück. Auf dem Weg zum Camp ist ein „Bush-Walk“ ausgeschildert. Spontan entschließen wir uns für einen Spaziergang. Dieser führt zunächst durch wunderschöne Moortümpel und nassen Busch. Streckenweise führt der Weg über schöne Bohlenwege und Brückenstege. Später geht es durch trockenen Busch der wiederum in heimischen Regenwald übergeht mit Farnbäumen und Eukalyptusriesen. Nach zwei Stunden haben wir langsam genug vom laufen. Die Karte nach der wir uns richten täuschte uns anfänglich doch etwas über die Gesamtstrecke sodass wir nun noch ca. zweieinhalb Stunden über eine Landstraße zurück zum Campingplatz laufen müssen. Wir sind fertig und erschöpft als wir ankommen haben dafür aber den ganzen Lake Mahinapua umrundet - allerdings ohne einen Blick auf ihn und seine herrlichen wildbewachsenen Ufer werfen zu können.

Abends fahren Matthias und ich noch mal zum Strand um von hier über Handy den Heli anrufen zu können - am Camp ist nämlich kein Handyempfang möglich. Leider haben wir keinen Erfolg dafür „duschen“ wir noch an diesem fast menschenleeren Traumstrand in der untergehenden Sonne. Dafür verwenden wir mitgebrachtes kaltes Süßwasser aus Kanistern. Als wir zurück im Camp sind, haben die anderen schon Reis mit Mais und Thunfischstückchen zubereitet. Die Mücken sind heute mal wieder besonders heftig sodass ich mich schon gegen 22:30 ins Zelt zurückziehe.

Tag 12

Südinsel - Hokitika - Mittwoch, 12.01.2005

Sonnig, leicht bewölkt und warm. Auch heute klappt der Helitrip nicht. Also brechen wir kurzentschlossen die Zelte ab und fahren gegen 10:30 Richtung Süden. Wir wollen die Westküste entlang bis zu den Gletschern fahren. Tagesziel ist ein D.O.C.-Campground östlich von Queenstown. Die Küstenstraße führt durch wunderschöne Bushlandschaft die sich zwischen den hohen Küstenbergen und der Küstenlinie erstreckt. Es geht immer wieder über breite, kiesige Flussbette und auf der ganzen Strecke gibt es kaum Dörfer geschweige denn Ortschaften oder Städte. Mit dem Diesel tanken muss man sich da schon Gedanken machen. Nach ca. drei Stunden sind wir an dem Touriparkplatz vom Franz-Josef-Gletscher. Ein Fußweg führt uns die letzte Strecke durch eine fast pflanzenlose Gerölllandschaft bis zum Gletschertor welches wir allerdings nicht direkt einsehen können. Das Wetter ist uns auch heute gnädig sodass wir zwei Stunden tolle Eindrücke von dieser herrlichen Landschaft sammeln können.

Es gibt für 150,- Ns$ geführte Touren auf den Gletscher rauf, für 300,- Ns$ kann man sich auch per Heli hochfliegen lassen... wir genießen lieber den Blick auf den paddelbaren, saukalten Gletscherfluss (Matthias misst auf seinem mitgebrachten Taschenthermometer 0° C

Wassertemperatur!!). Das Wasser ist dunkelgrau und milchig-undurchsichtig. Auf einmal ist im Tal ein tosendes dumpfes Krachen und Rumpeln zu vernehmen. Wir werden Zeuge wie der Gletscher direkt vor uns in seinen Abfluss kalbt. Zum Glück sind wir ca. 200 m entfernt sind aber zugleich neugierig wie sich das Geschehen wohl auf die Wasserführung auswirken mag. So trauen wir uns näher an den Flusslauf heran achten gleichwohl auf einen deutlich erhöhten und sicheren Standort. Überall im Wasser rollen und schwimmen riesige Eisblöcke hinter denen man ins Kehrwasser paddeln könnte wenn sie nicht so bedrohlich schnell ihre Positionen wechseln würden. Viele von Ihnen haben die Größe eines PKW, einzelne sind wohl auch größer. Die Geräuschkulisse erinnert stark an das Geschieberumpeln hochwasserführender Alpenflüsse mit dem Unterschied, dass man hier den Mahlvorgang in ein paar Nummern größer direkt betrachten kann.

Auf der Suche nach einer Tanke begegnen wir einem Tankautomaten welcher erst mal eine 20 $ Note ohne Gegenleistung oder gar Danksagung verschlingt. Es geht weiter am River Haas (oder so ähnlich?) entlang. Dieser hat sich auf halber Strecke eine gewaltige Durchbruchschlucht geschaffen gegen die eine Weller Brückenstrecke eher als mittlerer Fliegenschiss daher plätschern würde. Einfach superlativer Wahnsinn - zum Paddeln ist es heute glücklicherweise schon etwas spät...(sonst würden wir uns natürlich sofort für eine Erstbefahrung rüsten...)

Es geht nach dem Pass in der Dämmerung noch an zwei großen Seen vorbei bis Queenstown wo wir abends gegen 23:00 Uhr auf der Straße noch Australier treffen die wir vom Campingplatz in Hokitika kennen. Zusammen mit ihnen fahren wir zu einem wildromantischen Platz. An Weinbergen entlang von der Hauptstraße steil runter zu einem abgelegenen Flussufer. Vier von uns haben Platz in einer Bruchsteinhütte. Anja, HD und ich bauen schnell unsere Zelte im Dunkeln auf. Mal wieder bleibt für Essen keine Zeit bis wir im Tiefschlaf versinken.

Tag 13

Südinsel - Nahe Queenstown - Donnerstag, 13.01.2005

Sonne, wenig Wolken und angenehm warm. Das Frühstück am Platz sparen wir uns aus Zeitgründen und holen dies später ausgiebig in Queenstown nach. Anja und HD müssen unbedingt duschen gehen. Matthias organisiert unsere Wandertour die uns von Samstag bis Montag über eine Bergkette an zwei Berghütten vorbei führen soll. Michael brennt eine Foto- CD und so vergeht der Vormittag ratzfatz. Gegen 14:00 Uhr brechen wir ins wundervolle abgelegene Shotover valley auf. Dieses schroffe ehemalige Goldgräbertal ist nur über eine schmale, dem Felsen abgerungene Schotterpiste zu erreichen. Schilder warnen, dass keine Wendemöglichkeit bestehe, Wohnmobile, Busse und zweiradgetriebene Fahrzeuge ernste Probleme bekämen. Auch Autoversicherungen schließen für die Befahrung des Tales und möglicher Folgen jede Haftung aus!

Die Ausblicke und Perspektiven sind wieder absolut gigantisch schön. Auch auf der ersten Wegstrecke sind abseits der Piste keine Zivilisationsspuren auszumachen. Jetzt am Nachmittag künden nur die uns aus dem Tal entgegenkommenden Raft-Busse von dem hiesigen Goldrausch der Gegenwart - der Tourismusindustrie. Wir folgen der Piste bis fast ans obere Talende zur Einsatzstelle für unsere morgige Paddeltour. Die Piste quert mehrere abschüssige Geröllfelder und Furten. Im Tal können wir einige wie künstlich geschaffene, z.T. grasbewachsene, flache Geländeformationen entdecken - können uns aber keinen Reim darauf machen. Es ist ca. 19:00 Uhr als wir unsere Zelte aufschlagen. Es gibt hier eine schöne

Kiesbank und hohe Uferpappeln an denen eine Sitzseilbahn über den Shotover river gespannt ist. Auf dem Platz hat sich eine Kirchliche Jugendgruppe eingerichtet mit deren Betreuern wir schnell ins Gespräch kommen. Ein Fahrer erklärt sich bereit Matthias und mich zu versetzen. Bis zur Abfahrt nutzen wir noch die Möglichkeit mit dem Auto ein kleines Stück talaufwärts eine herrliche „Herr der Ringe - Perspektive“ zu genießen: ein breiter Talkessel öffnet sich vor uns. Inmitten der Kiesbettlandschaft am Talgrund mäandriert ein freier Bergfluss vor der untergehenden Sonne und einzeln stehende große Bäume setzen mit ihren länger werdenden Schatten harmonische Akzente auf die grasbewachsenen Berghänge.

Als wir nach einer halben Stunde von diesem einmaligen Aussichtsort zum Camp zurückkehren, fährt uns Murray mit seinem Landrover die Schotterstraße runter bis Deep Creek. Hier ist eine gut zugängliche große Kiesbank an der die Raft-Unternehmer ihre Touren starten. Da unser Paddelbuch für uns etwas in Rätseln spricht, halten wir öfter an um uns zu orientieren. Es gibt auf diesem Abschnitt zwei Hängebrücken über den Fluss. Von diesen werden (natürlich) auch Bungeesprünge angeboten. Das Bungeespringen hat wohl auch seinen Ursprung wie viele modische suizidale Freizeitbeschäftigungen in Neuseeland. Auf der holprigen Rückfahrt im Geländewagen-Pickup erzählt uns Murray, der mal als Schiffsingenieur zur See gefahren ist, eine Menge über die Geschichte der Goldgräber im Flusstal des Shotover. Relikte davon können wir bei genauerer Betrachtung im Tal noch erkennen. Auf den platten Geländeformationen erkennen wir jetzt die Spuren von alten Bewässerungssystemen: Teiche, die mit dem Wasser aus höher gelegenen Seitenschluchten gespeist, das Wasser über Kanäle zu den eigentlichen Goldwaschplätzen lieferten. Die Goldsucher benutzten wohl größtenteils das durch die Gletscher schon zerkleinerte Moränenmaterial aus dessen Abraum die Menschen wohl die flachen Plateaus aufschütteten. Um 1860 bis 1880 muss es wohl so viele Menschen hierhin gezogen haben, dass es hier sogar eine eigene Poststation mit Schule gegeben hat. Diese Gebäude sind auf der anderen Schluchtseite gut zu erkennen und werden bis heute aus Denkmalschutzgründen wohl als einzige feste Bauten im ganzen Tal erhalten. Alle anderen Siedlungsspuren sind weitgehend verwischt und es ist Gras drüber gewachsen. Vereinzelt stehen noch einfachste und teilweise verfallene Steinhütten an der Straße oder in Flussnähe. Ein verfallener Pub mit Hotel markiert wohl das Ende der Tagesreisen zu Zeiten der Pferdefuhrwerke welche sämtliche Versorgungsgüter von Queenstown ins Shotovervalley über die Goldgräberschotterpiste unter waghalsigen Bedingungen schaffen mussten. Heute beträgt die bei trockener Witterung immer noch anstrengende Fahrt ca. zwei Stunden im Geländewagen. Früher wohl mindestens zwei Tage. Nachdem Murray, Matthias und ich ca. zwei Stunden fürs Versetzen gebraucht haben ist im Camp schon das Essen (Nudeln mit Tomatensauce) bereitet. Im letzten Sonnenlicht sammle ich die zuvor ausgelegten Bierdosen vom Flussufer ein - herrlich kühl, irre lecker!

Auf einmal gibt es unter den Jugendlichen des Camps helle Aufregung. Ein 14jähriger hat sich vermutlich einen Arm gebrochen. Das bedeutet hier nach dem Dunkelwerden mindestens 2-3 Stunden Fahrt bis zur nächsten Ambulance. HD und Anja helfen so gut sie können bis eine perfekte Schiene aus Isomatte, Holz und Dreieckstuch den Arm für den holprigen Transport fixiert. Für Murray als Fahrer ist jetzt nach Sonnenuntergang noch nicht Feierabend... Ich Unterhalte mich noch mit einem jungen Jugendleiter über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Europa und Neuseeland - er ist wie ich sehr interessiert und erzählt gerne von seinem Land. Auch diese Nacht ist wieder herrlich sternenklar. Die hohen Pappeln und unsere Müdigkeit dämpfen schließlich das Interesse an einer Sternenreise.

Tag 14

Südinsel - Shotover Valley - Freitag, 14.01.2005

Sonne, kaum Wolken und schön warm.

Wir kommen nach einer ruhigen Nacht (die letzte in meinem Einmann-Zelt, welches mit Anja nach Deutschland zurückfliegen wird) für unsere Verhältnisse sehr früh in die Gänge. Gegen kurz vor 9:00 Uhr sind wir mit Zelten abrödeln, frühstücken und Boote packen fertig. Unsere Zeltsachen bleiben in HD's Zelt verstaut am Platz um sie am Nachmittag nachzuholen. Die Jugendgruppe mit ihren Betreuern verabschiedet uns an dem Kiesstrand herzlich und winken uns nach. Wir erleben jetzt wieder eine wunderschöne, ursprüngliche, alpin-karge und baumlose Hochgebirgslandschaft. Die Sonne scheint und wir lassen es uns auf WW I - II von Spielwelle zu Spielwelle gut gehen. An den Ufern wechseln sich Steilwände mit Geröllabgängen ab und bald sind wir schon unter der ersten Brücke die von der Goldgräberstraße zum Schulgebäude hoch am rechten Flussufer führt. Auch ein altes wassergetriebenes Hammerwerk mit verrosteten Metallteilen weckt unser Interesse am Ufer. Wir machen eine kleine Mittagspause und erforschen die rustikale Technik vergangener Tage.

Eine halbe Stunde später winken uns von der zweiten Brücke Touristen herunter. Vielleicht springen später auch noch Wagemutige hier am Bungeeseil runter. Kurz nach der zweiten Brücke teilt sich der Fluss. Der linke Arm ist unübersichtlich und führt zwischen zwei steilen Felswänden hindurch. Der rechte Arm ist flacher an den Ufern, dafür fließt hier aber weniger Wasser. So entschließen wir uns für den linken Arm. Es bietet sich uns eine schöne Passage mit einfacher Fahrtroute - herrlich.

Nun dauert es auch nicht mehr lange und wir kommen am „Deep Creek“ an. Einer großen mit Bussen befahrbaren Kiesbank am linken Ufer. HD und Matthias fahren mit dem Bulli unsere Sachen abholen, während wir in diesen knappen zwei Stunden Zeugen eines gigantischen Tourismus-Betriebes werden. Im Minutentakt spucken 20-Mann-Busse mit Raft-Anhängern in Neos uniformierte Touris aus die das ultimative Abenteuer gebucht haben. Sie lauschen mehr oder weniger aufmerksam den Guids bei ihren Einweisungsvorträgen. Währenddessen landen 4-5 mal Hubschrauber um mit 5 min Heli-Flug zahlungskräftigeren Gästen die holprige Anfahrt zu ersparen. Nach einer guten Stunde sind ca. 150 -200 Gäste in den Rafts verstaut und abgefertigt und es kehrt langsam wieder Ruhe am „Deep Creek“ ein.

Nachdem wir die Boote geladen haben geht es die Goldgräberstrecke ca. 11⁄2 Stunden zurück nach Queenstown, wo wir in einem zuvor gebuchten Hostel Unterkunft finden. Das Hostel liegt mit seinen Holzhäusern an einem steilen Hang über der Stadt. Von den Zimmern hat man einen herrlichen Panoramablick über den See und die Berge in denen Queenstown eingebettet liegt. Wir nutzen den Abend um alle Klamotten zu sortieren, zu duschen, zu waschen und die Sachen für unsere 3-Tages-Wanderung zusammenzustellen. Anja packt für ihren Rückflug. Matthias, Michael und Howie machen in der Stadt noch Einkäufe und Besorgungen. Abends kocht uns Doris Pfannkuchen aus einer von Matthias favorisierten Fertigmischung. Das Ergebnis ist nur mit Zucker und viel Hunger einigermaßen zu genießen. Die letzten Vorbereitungen sind gegen 1:00 Uhr abgeschlossen. Nach einem Bierchen auf der wunderschön gelegenen Terrasse fallen Howie und ich ins Bett, Matthias kommt erst später - er hat noch die Australier getroffen die ein Autopannenproblem hatten - im Shotover- Valley...

Tag 15

Südinsel - Queenstown - Samstag, 15.01.2005

Sonnig, leicht bedeckt, angenehm.

Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker. Alle sind totmüde. Anja muss aber um spätestens 8:00 Uhr am Flughafen sein. Wir kommen schließlich alle um 7:40 Uhr los. Eigentlich kein Problem, sind es doch höchstens 10 -15 min mit dem Auto - wenn man den Weg weiß. Wir verfahren uns aber komplett, was für alle Insassen bedingt durch ein situationsgebundenes Anpassen des Fahrstils zwischen den Gepäckstücken wirklich heftig ist. Als wir schließlich am Flughafen noch gerade rechtzeitig zum Einchecken ankommen, sind wir alle erleichtert. Anja verabschiedet sich mit ein paar Tränen in den Augen, die verraten dass sie sicher gerne mit uns weiter Neuseeland bereisen würde.

Wir müssen uns jetzt auch schon wieder beeilen um unser Versetztaxishuttle an der „Kinloch lodge“ (unserem Ausgangspunkt der Wanderung) zu bekommen. Dies hatten wir zu 10:00 Uhr bestellt, da wir von Queenstown aber mindestens 21⁄4 Stunden unterwegs sein werden, müssen wir unseren Herbergsvater anrufen um das Date zu verschieben. Der letzte Ort vor dem Wildnistrip heißt Glenorchy und liegt in einer wunderschönen Gletschertallandschaft die heute von einem irre breiten Kiesflussbett durchzogen wird. Nach dem Versetzen des Autos von dem Routeburn Startparkplatz zur Kinloch lodge und dem Herbergsvater zurück gönnen wir uns noch fluffiges Toastbrot mit Käse und Tomaten. Dann geht's um ca. 12:00 Uhr los. Die Rucksäcke werden nochmals gecheckt und wir sind in einem wildromantischen Wald auf einem gut ausgebautem Wandersteig. Es geht über einen geschotterten Treck an einem Fluss entlang. Immer wieder kommen wir über Holzbrücken und auch Hängebrücken die über Bergbäche und eine Vielzahl von kleinen Schluchten gespannt sind. 21⁄2 Stunden führt uns der stetig ansteigende Weg an schönsten Stellen vorbei. Dieser Urwald ist einfach irre. Die Unterholzvegetation, die modernden Baumstämme jeglicher Größe - egal ob stehend oder liegend-, die Vielfalt und der Formenreichtum der Farne, Moose und Flechten und vor allem die Geländebeschaffenheit sind einfach faszinierend.

Als wir bei der Campsites der „Routeburn Flats Hut“ ankommen ist es ca. 15:00 Uhr. Die Sonne scheint und die Landschaft ist atemberaubend. Ein flacher von hohem Gras bewachsener Talgrund mit sanft mäandrierendem Bergfluss wird hier von steil ansteigenden, bewaldeten Bergen umrahmt. Heute haben wir ca. 150 Höhenmeter überwunden (rein netto!!). Die Berge um uns sind ca. 1000 m höher als die Flats Hut auf 700 m. Von unserem Platz haben wir Aussicht auf schneebedeckte Gipfel von denen unzählige Wasserfälle sich ihren Weg ins Tal bahnen. Eine Landschaft wie aus „Herr der Ringe“!

Am Nachmittag spielen wir an einem Holztisch Wissard. Doris, Michael und Howie wandern in Richtung eines größeren Wasserfalls durch den Urwald am Fluss entlang. Der Trampelpfad verliert sich allerdings bald im Unterholz und sie kehren wenig später zurück. Zu essen machen wir uns Tütensuppen mit Zucchini und frischen Pilzen. Trotz schönster Landschaft sind wir so übermüdet, dass wir schon gegen 20:45 Uhr in unseren Schlafsäcken verschwinden. Zu sechst liegen wir etwas gedrängt in zwei Zelten.

Tag 16

Südinsel - Routeburn Flats Hut - Sonntag, 16.01.2005

Regen, wolkenverhangen und recht kühl.

Der Wecker klingelt um 7:00 Uhr. Nach einem geschmackneutralen Porrege-Zucker-Rosinen- Frühstück und Fluffi-Toast geht es ans Packen sodass wir um 9:00 Uhr loswandern. Heute soll laut Beschreibung eine Strecke von ca. 8 Stunden und netto 600 Höhenmetern Aufstieg sowie 400 m Abstieg vor uns liegen. Das Wetter bleibt den ganzen Tag regnerisch; mal mehr - mal weniger mit seltenen Pausen. Während der ersten 11⁄2 Stunden Aufstieg durch den Regenwald zur „Routeburn Falls Hut“ ist es noch relativ warmer Regen. Wir kämpfen noch alle ein wenig mit der richtigen Kleiderordnung: es darf nicht zu warm sein - dann schwitzt man sich nass. Es darf aber auch nicht zu kurz sein, dann kühlt man im Wind schnell ab. An der „Routeburn Falls Hut“ angekommen machen wir erst einmal eine kleine Rast. Wir ziehen uns ein wenig um und rüsten uns für weitere Regenstunden in offenerem Gelände. Bei den Mengen an Regen die kontinuierlich vom Himmel fallen schwellen alle Bergbäche und Rinnsale langsam an. Während des Aufenthalts unter dem Hüttendach begegnen uns auch deutsche Wanderer. Immer wieder begegnen wir während der Tour bekannten Gesichtern was angesichts der gleichen Wegstrecke sicher auch nicht verwunderlich ist.

Als wir von der Hütte nach 1⁄2 Stunde aufbrechen, verlassen wir die Regenwaldgrenze und wandern durch eine alpine Heidelandschaft. Wir passieren den Routburn Fall und erreichen an seinem Ursprung den Lake Harris unterhalb des Harris saddle. Es regnet nicht nur, es wird jetzt auch windiger. Dafür können wir von unserem schmalen Weg der direkt an einem Steilhang vorbei führt ca. 100 - 200 m runter auf den See schauen. Dieser liegt ganz still und glatt zwischen steilen und schroffen Granitfelswänden. Von diesen stürzen unzählige Wasserfälle, die von ferne nur wie weiße Schleier aussehen, fast direkt in den türkis schimmernden See. Das untere Ende des Sees verengt sich immer mehr zu einem kurzen Flusslauf bis das Wasser sich über immer größere Geländestufen in die Routburn Falls ergießt.

Mit dem Harris Sattel erreichen wir gegen Mittag den höchsten Punkt des Tracks. Auf ca. 1300 m liegt eine kleine Wetterhütte in der wir Pause machen und abermals unsere durchnässte Kleidung ordnen. Schilder machen darauf aufmerksam, dass ein Übernachten in oder bei der Wetterhütte nur in extremen Notfällen gestattet sei. Als wir uns zum Abstieg fertig machen kommt uns ein sportlich gekleidetes Pärchen entgegen - nur mit ein wenig Tagesproviant bepackt scheinen beide die gesamte Tour an einem Stück abzulaufen, was sie durch ihren flotten Schritt scheinbar unterstreichen wollen.

Nach einer weiteren Stunde Fußmarsch mit wiederholt steilen An- und Abstiegen erreichen wir einen weiteren Sattel von dem wir allerdings nur in etwa die Aussicht über die angrenzenden Täler und Berge erahnen können. Die Wolken fetzen bei starkem Wind nur so über die nahen Bergkämme und verwirbeln gespenstisch in den Talkesseln. Selbst die Bergtrolle verziehen sich bei diesem Wetter in alle ihre Schlupflöcher, sodass wir bis jetzt noch keinen von ihnen zu Gesicht bekommen haben. An einer steilen Bergkante wird der Wind auf einmal so heftig, dass Doris und ich uns mit den schweren Rucksäcken kaum noch sicher auf den Beinen halten können. Wir laufen jetzt immer zwischen den Sturmböen schnell weiter bis wir wieder etwas an einem Felsen in Deckung gehen können. Matthias ist wohl der trainierteste Wanderer unter uns. Mal läuft er vor und mal kommt er zurück um nach Doris und mir am Ende der Gruppe zu schauen. Michael, HD und Howie finden ihr eigenes Tempo immer wieder mit Film- und Fotoaufnahmen beschäftigt. Der Weg führt in ein Seitental in welchem unsere nächste Station am „Lake Mackenzie“ liegen muss. Den Blick auf diesen See gibt das Gelände erst ein wenig später frei. Unter uns kommt die Baumgrenze immer näher und wir können das Seepanorama nun in vollen Zügen genießen. Es ist ein prächtiges leuchtendes Farbspiel zwischen allen erdenklichen Türkis-, Blau-, Grün-, Braun-, Grau- und Weißtönen samt all ihrer Übergänge und Abstufungen welches sich uns bietet. Das Werk der

Gletscher früherer Zeitalter ist hier allgegenwärtig - es ist einfach herrlich an so einem Flecken Erde sein zu dürfen. Auf einmal können wir am unteren Seeende die Mc Kenzey Hut ausmachen. Unser heutiges Tagesziel liegt bestimmt noch 200 - 300 m unter uns und wir haben noch einen langen Abstieg durch den beginnenden, steilen Regenwald vor uns. Eine Gedenktafel an einem großen Felsbrocken erinnert an zwei in einem Schneesturm verloren gegangene Kinder.

Auf einmal sind wir wieder im Regenwald. Dieser ist glaub' ich höher als der erste gelegen. Die Stämme sind alle vollständig von Moosen und Flechten überzogen, sodass man überhaupt kein Stammholz sehen kann. Die Stimmung in diesem verwunschenem Wald ist unbeschreiblich. Überall gibt es zwischen Stämmen und Felsbrocken kleine Trollhöhlen. Wenn es jetzt noch nebelig werden würde, könnte es unwirklich unheimlich werden. Nach einer Stunde Fußmarsch durch diesen letzten Streckenabschnitt öffnet sich unvermittelt der Märchenwald und wir stehen vor der Berghütte. Sämtliche freien Flächen um die Hütte herum sind von durchnässten Kleidungsstücken und Schuhen belegt. Der kleine Zeltplatz für Camper ist etwas abseits der Hütte im Wald gelegen. Hier können wir endlich im Trockenen unsere Zelte aufbauen und es kommt jetzt sogar zeitweise so eine zaghafte kleine gelbe Scheibe zwischen den Wolken zum Vorschein.

Der Hüttenwart kontrolliert freundlich unsere Tickets und unterrichtet uns über die aktuelle Wetterlage. Der stürmische Wind von heute Nachmittag soll in der Nacht noch auffrischen und starker Regen wird erwartet. Prima Aussichten sind dass!! Unsere Brennstoffvorräte für den Gas- und Trangia-kocher gehen zur Neige nachdem ein Teil des Petroleums beim Wandern ausgelaufen ist. Mit ein wenig Geschick mogeln sich Matthias, Michael und Doris in die Hüttenküche, welche eigentlich den Hüttengästen vorbehalten ist, und kochen unsere Nudelfertiggerichte mit frischen Möhren und Zucchini.

Wir gehen früh zu Bett; nicht ohne alle unsere Sachen sturm- und regensicher unter einem Schutzdach zu befestigen. Die Zeltflächen selber sind auf einem erhöhten Kunstrasenquadrat gelegen. Diese Tatsache sichert auf dem ansonsten steinigen Untergrund einen gewissen Luxus.

Tag 17

Südinsel - Mackenzie Hut - Montag, 17.01.2005

Regen, Sturm, im Wind recht kühl.

In der Nacht sind wir immer wieder kurz von Regen- und Windböen aufgeweckt worden. Der angrenzende Wald hat unter der Sturmlast geächzt und gestöhnt. Zum Frühstück gegen 8:00 Uhr beruhigt sich das Wetter jedoch etwas. Die Wanderstrümpfe sind nachts über im Schlafsack etwas abgetrocknet und nachdem wir die nassen Zelte verstaut haben geht es wieder auf den Track. Howie hat sich gestern beim Abstieg das Knie böse verdreht, sodass wir sein Hauptgepäck auf die anderen Rucksäcke verteilen. Mit HD startet er etwas früher von Mc Kenzey Richtung „Divide“. Es geht jetzt ca. 5 Stunden durch schönsten Regenwald, welcher seinem Namen leider alle Ehre macht. Nach ca. 2 Stunden Dauerregen sind meine Schuhe wieder komplett nass. Bis jetzt war ich mit ihnen angesichts der Verhältnisse jedoch hoch zufrieden. Sie sichern mir festen Halt und Tritt auf diesem von kleinen Rinnsalen überspültem stellenweise auch recht steilem Schotterpfad. Trotz des bescheidenen Wetters schweifen die Blicke und Gedanken immer wieder über die faszinierende Vegetation. Alle 20 Minuten kommen wir an Wasserfällen verschiedener Größe vorbei. Teilweise suchen diese

ihren Weg zwischen moosbewachsenen Felsblöcken steil den Waldhang hinab. Teilweise stürzen sie klassisch in großen Stufen in die Tiefe. Die vergangenen Stunden haben alle Wasserläufe rapide anschwellen lassen. Nach ca. 2 Stunden kommen wir an einen sehr großen Fall. Bei trockener Witterung sind wohl zwei Wegvarianten zur Querung ausgeschildert. Die Möglichkeit auf gleicher Höhenlinie unseres Wanderweges den Fall direkt zu passieren scheidet nach einem kurzen Blick in jene vom Wassernebel gespülte Felsnische sofort aus. Das Donnern aus gleicher Richtung lässt es gar nicht zu einer wirklichen Wahl kommen. Unsere Alternative: ein steiler, unwegsamer Pfad den Hang hinab, schnell durch eine Volldusche und wieder mühevoll zum Weg hinauf klettern. Mit gefühlten 50 kg Gepäck auf dem Rücken frage ich mich als Paddler wirklich langsam ob der Zugang zum nassen Element nicht bedeutend harmonischer zu erlangen ist...

Mag sein dass wir heute diese schöne Route unter erschwerten wettertechnischen Bedingungen kennen lernen. Vor noch nicht einmal 150 Jahren gab es hier weder Hütten, Brücken, Stege, Wegweiser geschweige denn präparierte Wege. Welche Motivation wird wohl die ersten Menschen auf dieser Strecke geleitet haben einen Weg durch diese Bergwelt zu finden?

Nach ca. 4 Stunden kommen wir an unserer letzten Hütte vor unserer Endstation an einem See gelegen an. Es regnet weniger, Doris und ich verschnaufen etwas und bevor wir in unseren nassen aber winddichten Klamotten auskühlen brechen wir zur letzten Etappe auf: 30 Minuten steiler Anstieg und eine Stunde langsam bergab -

WIR SIND AM ENDE!!!

Eine Hütte, besser gesagt eine größere Buswartehalle mit Toiletten und Bänken. Es ist schon etwas tolles ein einfaches zu den Seiten hin offenes Dach über sich zu haben. Wir können uns umziehen. Bis auf die Schuhe haben wir alle noch fast komplett trockene Ersatzklamotten retten können. Es lohnt sich also doch Gedanken über Sinn und Unsinn des Rucksackinhaltes zu machen. Ich bin froh jetzt auf Tevas umsteigen zu können. Nach 11⁄2 Stunden kommt unser Bus der uns über Te Anau nach Queenstown bringen soll. Wir sind froh Bustickets zu haben. Zwei Mädels die mit uns am Divide völlig durchnässt angekommen sind, stehen jetzt im Regen an der Straße um eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Als unser Bus fährt stehen sie immer noch...

Der Bus fährt zunächst nach Te Anau, einer kleinen Stadt am gleichnamigen See mit fjordartigem Charakter. Hier gibt es Motels, Golfplätze, Wasserflugzeuge und alles was ein regionales Oberzentrum halt so ausmacht. Unser Busfahrer fordert uns auf auszusteigen und auf einen komfortableren Anschlussbus zu warten. Gesagt - getan. Wir vertreiben uns etwas die Zeit am Touristenkiosk. Eine Wartehalle mit Internet und Fernseh-Kino gibt es auch. Nach einer guten halben Stunde geht es weiter. Ein kleiner Bus mit Fahrerin hält, das Gepäck wird in einem Anhänger verstaut. Als wir alle im Bus sitzen, steigt die Fahrerin wieder aus und verschwindet. Nach 10 min. kommt sie mit einem größeren Bus um die Ecke gefahren: abermals umsteigen. Der Anhänger wird einfach umgekuppelt. Jetzt wo wir im Bus sitzen hört der Regen auf und es geht durch das Hinterland der Fjordlands nach Queenstown. Gegen 19:00 Uhr sind wir um den Lake Wakatipu herum in der Stadt angekommen. Hier sollte uns eigentlich ein bestelltes Taxi zur „Kinloch lodge“ weiterbefördern. Leider gab es wohl ein Missverständnis beim Buchen - der Fahrer hatte uns erst für den nächsten Tag auf dem Plan. Er kommt aber trotzdem uns abholen obwohl das für ihn mindestens drei Stunden Fahrtzeit bedeutet. Nachdem wir in der Lodge am nördlichen Ende des Wakatipusees angelangt sind

wird erst einmal geduscht bevor es in den Hotpool über den Gebäuden am Berghang geht. Wir genießen vom Pool den Sternenhimmel über dem ansonsten dunklen weiten Trogtal.

Tag 18

Südinsel - Kinloch lodge - Dienstag, 18.01.2005

Sonne, etwas windig, warm und trocken.

Die Lodge ist mit eingerichteter Küche und kleinem Restaurant gut eingerichtet um Backpackers wieder auf Trapp zu bringen. Nur leider können wir die Waschmaschine bis 15:00 Uhr (!) wegen Eigenbedarfes nicht nutzen. Das gibt eindeutig Minuspunkte bei 27,- NS$ pro Nacht und Nase!!

Nach den letzten Tagen auf dem Track und der langen Busfahrt gestern nehmen wir uns beim Frühstück doch etwas Zeit, sodass wir erst gegen 11:00 Uhr Richtung Queenstown aufbrechen. Hier verbringen wir mit Fastfood, Besorgungen und Diabetikerin-Notfall vorm Internettcafe ca. 3 Stunden bevor wir bei anhaltend schönstem Wetter weiter nach Dunedin aufbrechen. Die Landschaft verändert sich östlich von Queenstown merklich. Die üppige Westküstenvegetation weicht einer trockenen, an Wald ärmeren Berglandschaft. Es gibt abwechselnd Weinberge aber hauptsächlich Schafe an bräunlichen, kargen Hängen zu sehen. Es gibt auch weniger kajaktaugliche Flüsse zu bewundern. Durch Dunedin fahren wir kurz vorm Dunkelwerden. Matthias steuert ca. 20 km nördlich der Stadt eine hoch über einer geschützten Bucht gelegene Forststraße zum campen an. Diese führt sehr steil in einen abgelegenen Bergrücken. Auf den Schotterausweichen liegen überall Schrotpatronen und Wildreste herum. Wir entscheiden uns mangels Sonnenlicht für einen sehr windexponierten Platz mit schöner Aussicht ca. 300 m über NN. Das Zubereiten des Nudelessens mit Zucchini und Pilzen gerät aufgrund des starken Windes doch sehr zur abenteuerlichen Geschicklichkeitsprüfung. Satt und müde sinken wir in die Schlafsäcke. In der Nacht wird der Sturm immer schlimmer. Unsere Zelte überleben ihn und die Nacht dennoch so gerade.

Tag 19

Südinsel - Nördlich Dunedin - Mittwoch, 19.01.2005

Sturm, Sonne, wenig Wolken, recht angenehm.

Es ist so stürmisch, dass wir beschließen das Frühstück mit unserem Besuch Dunedin zu verbinden. Außerdem gibt hier am Ende der hügeligen Otago-Halbinsel noch eine Albatroskolonie und evtl. Delphine in einer Bucht vom Kanu aus zu bewundern. So startet unser Tag erwartungsvoll. Im ARC-Cafe in der Nähe eines Baumarktes genießen wir Rührei und diverse Toastspezialitäten. Nebenher besteht in dieser urigen Studentenkneipe am Rande der Innenstadt die Möglichkeit umsonst auf langsamen Rechnern im Internet zu mailen.

Mittags sind wir dann am nördlichen Zipfel der Otago-Halbinsel. Hier besuchen wir das Albatrosbesucherzentrum. Leider sind alle geführten Touren in die Nähe der umzäunten Albatrosreviere bis in den Abend ausgebucht. So bleiben uns nur von ferne einige Blicke auf die im starken Aufwind kreisenden Riesen der Lüfte mit Spannweiten bis zu 2,80 m!! Auch eine historische Wehranlage zur Bewachung und Verteidigung der Hafenanlagen entgeht so unseren Blicken - schade!

Da die Zeit drängt entscheiden wir uns auf den für die Nachmittagsstunden geplanten Buchtausflug mit unseren Spielbooten, mit der wagen Hoffnung auf Delphine zu treffen, zu verzichten. Stattdessen unternehmen wir einen Ausflug an die Sandflies Bay, welche mehr oder weniger an der Halbinsel auf dem Weg liegt. Vom Parkplatz geht es durch hohe Dünen steil zur Bucht hinab. Hier branden stattliche Wellenberge auf einen schönen langgestreckten Sandstrand. Draußen sind diese Wasserberge bestimmt bis vier Meter hoch. Also wohl nur bedingt anfängertauglich...riesige „Lakritz-Seetangpflanzen“ und eine Kniepsand-Stelle sind weitere Höhepunkte dieses Ausfluges. Auf eine weitere Nacht bei Dunedin verzichten wir zugunsten unseres Zeitkontingentes für die Nordinsel. Da Matthias sein Daypack im ARC- Cafe vergessen hat, geht es noch mal durch die Stadt und dann ab auf die Küstenstraße Richtung Norden.. Es geht durch Farmland welches nördlich von Damaru auch langsam flacher wird. Spät abends rasten wir in Timaru an einem wunderschönen Botanischen Garten (mit vorgelagertem Tante Emma Laden samt Fish & Chips-Theke, mmmhh - einfach lecker!!). Für einen ausgiebigen Spaziergang im Garten bleibt leider nur wenig Zeit.

Die Nacht verbringen wir zunächst in gewohnter Enge auf der Straße. Über Arthur's Pass geht es immer weiter Richtung Hokitika. Da wir schon früh gegen 3:00 Uhr in der Nähe von Hellen's Kanuladen (Kumara, second's street) sind, entschließen wir uns wenig weiter an einem Rastplatz an der Straße für vier Stunden zu ruhen. HD baut sein Zelt auf, Howie schläft im Auto und der Rest unter freiem Himmel.

Tag 20

Südinsel - Nahe Hokitika - Donnerstag, 20.01.2005

Bewölkt, angenehmes Reisewetter, kein Regen - heute Autotag.

Wir wachen erst gegen 8:00 Uhr auf - mal wieder später als gedacht. Da wir um 18:00 Uhr am Fährhafen von Picton sein wollen, müssen wir uns auch schon wieder ranhalten. Zuerst fahren wir zu Hellen. Da der Rückgabetag erst für morgen vereinbart war und wir sie telefonisch im Vorfeld auch nicht erreichen konnten, hoffen wir sie trotzdem anzutreffen - leider ohne Erfolg. Die netten Nachbarn und Freunde von Hellen nehmen die vier Boote mit Ausrüstung zum Glück entgegen und bewundern noch im Morgengrauen unsere erworbenen Ladekünste.

Nachdem wir getankt und nochmals wegen eines vergessenen Paddels umgekehrt sind, verlassen wir Kumara Richtung Murchison. Hier geben wir am Paddelladen eine geliehene Spritzdecke zurück. Ich versuche am Campingplatz mein verloren gegangenes Besteck vergebens wiederzufinden und weiter geht es über Blenheim nach Picton. In Blenheim fallen uns die riesigen flachen Anbauflächen für Wein inmitten der ausgetrockneten Hügelketten wieder ins Auge. Diesmal stimmt unser Timing und wir kommen ca. 25 Minuten vor Eincheckende im Fährhafen an. Wir haben mit unserer Gesamthöhe von 2,65 m Glück, müssen nicht die Boote in den Bulli stopfen und können ohne Preisaufschlag auf die Katamaranschnellfähre fahren.

Im Abendlicht des Fährhafens bekommt Matthias mit unserer gelben Gruppensonnenbrille vom Glenroy River einen Stimmungsflash. Ansonsten verläuft das Einchecken normal. Wir rätseln in welcher Reinfolge die Autos wohl auf- und abgeladen werden...Die Sattelauflieger werden mit Spezialmaschinen welche komplett unter diese passen auf die Fähre gezogen. Neben uns spielt jemand auf seiner Geige und wir kommen mit anderen wartenden Passagieren ins Gespräch. Nach dem Ablegen der Schnellfähre verlassen wir den schönen „Queen Charlotte Sound“, einer Bucht der weitverzweigten Marlborough Sounds, in normal

gemäßigtem Tempo. Das ändert sich schlagartig als wir die offene Cook strait erreichen. Die beiden 7088 kw-Agregate (zusammen sind das immerhin knapp 19.200 PS) pusten nun gewaltige Wassermengen aus den beiden Heckdoppeldüsen und der Katamaran schießt nur so über die wellige See. Das unruhige, holprige Fahrgefühl vereitelt alle Versuche etwas zu schreiben und so machen wir einen ausgiebigen Rundgang über das Schiff. Der Aufenthalt an Deck ist nicht nur räumlich stark eingeschränkt, er ist auch wegen den aufpeitschenden Gischtbrechern eher unangenehm sobald die erste Faszination gewichen ist.

Nach knapp zwei Stunden Fahrtzeit laufen wir schon in die ruhige große Bucht vor Neuseelands Hauptstadt ein. Als wir gegen 21:30 Uhr in Wellington von Bord fahren bietet sich uns das erste mal seit Wochen wieder ein städtisches Straßenbild indem mehrstöckige Häuser und sogar Hochhäuser zu finden sind (eine Ausnahme bot da vielleicht lediglich Dunedin).

Die Hauptstadt Neuseelands wird auch von anderen Städten direkt an der Bucht eingerahmt die im Dunkeln hell erleuchtet ein ganz ungewohntes Bild abgeben. Für die Nacht suchen wir uns eine wilde Campingmöglichkeit am Ende einer Küstenstraße die am Rimutaka Forest entlang führt. Durch einen kurzen Einkaufs- und Tankstop in Lower Hut ist es schon wieder nach 23:00 Uhr geworden, bis wir uns für einen semigeeigneten Platz entscheiden: abgelegen am Beginn einer versperrten 4 WD-Straße in einem sehr windigen Flusstal kurz vor der Mündung in den Pazifik. Als wir die Zelte aufbauen biegt ein Auto von der Hauptstraße, welche nur noch weiter zu einem abgelegenen Kuschelparkplatz direkt am Meer führt, zu uns ab. Eine Farmerin erkundigt sich ob es uns hier nicht zu windig ist, weiß aber um diese Uhrzeit auch keinen geeigneten Rat. Vor 22:00 Uhr wäre eine gute Möglichkeit wohl direkt im Rimutaka-Forest-Park gewesen, welcher aber dann bis morgens verschlossen wird... Sie wünscht uns eine gute Nacht und fährt die steile private 4-WD-Straße über die letzte Hügelkette vor der südlichen Küste in die Nacht davon. Der starke Wind macht einen Kochversuch unmöglich. Die Zelte werden auf dem steinigen Bodenmöglichst gut abgespannt. Jeder macht sich noch ein paar Fluffi-Toasts und ab geht's in die Schlafsäcke. Die Zeltwände rütteln uns nur langsam in leichten Schlaf.

Tag 21

Nordinsel - Nahe Rimutaka Forest - Freitag, 21.01.2005

Leicht bedeckt, zunächst Sturm, kein Regen.

Die ganze Nacht rüttelt der Sturmwind am Zelt. Gegen 8:00 Uhr morgens döse ich vor mich hin. Alles über mir wackelt. Meine Isomatte wackelt auch auf einmal - häää??? Wieso wackelt jetzt auch die Matte? Den selben Gedanken hat wohl auch HD in diesem Moment der wohl nur 2-3 Sekunden anhält. Wir sind gerade Zeugen eines schwachen Erdbebens geworden. (Wieder in Deutschland findet Howie im Internet die genauen Daten: 5,5 auf der Richterskala am 21.01. um 8:02 ca. 60 km von unserem Standpunkt entfernt).

Das ist das erste mal dass ich bewusst ein Erdbeben miterlebe! Wow!

Nach und nach wachen wir alle auf und machen uns fertig für einen weiteren Autoreisetag. Es geht über Lower Hut und Wellington die Schnellstraße No 1 die Westküste Richtung Norden. Nach ca. 4 Stunden (oder 5) auf dem Highway kommen wir zur Dessert Road. Diese führt durch das steppen-wüstenartige Umland des größten Vulkans Neuseelands, dem Mt. Ruapehu (2797m). Auf 35 km parallel zu dieser Wüstenstraße verläuft auch der größte

Truppenübungsplatz des Landes. Wir sind gegen 16:00 Uhr an einer markierten Stichstraße die wir ca. 5 km durch Ödland, trockene Wüstenbachbette Richtung Vulkangipfel entlang fahren. Mehrmals passieren wir Stellen an denen zweiradgetriebene PKW sicher Probleme bekommen hätten obwohl die Piste offiziell auch für solche Fahrzeuge freigegeben ist. Irgendwann halten wir am Beginn des steiler werdenden Vulkankegels und kochen (mal wieder unter sehr windigen Bedingungen) Reis mit Dosenmais, Thunfisch und Hänchenkräutersouce. HD lässt das erste mal seinen mitgebrachten Lenkdrachen steigen, der um Haaresbreite die fragile Kochstelle unter meinem Klapptisch wegfegt. Die Landschaft ist wieder einmal einmalig und atemberaubend schön.

Der Dessert Road folgen wir bis Turangi, einem auf Tourismus eingestelltem Ort am Südende des größten Süßwassersees Neuseeland, dem Lake Taupo. Hier planen wir für zwei Nächte Unterkunft auf einem mit Küche und Sauna ausgestatteten Campingplatz. Endlich mal wieder Duschen... Für morgen ist der Tongariro-crossing Treck geplant.

Tag 22

Nordinsel - Turangi - Samstag, 22.01.2005

Sonne, wenig Wolken, wenig Wind.

Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker. Wir kriechen verschlafen aus den Zelten, werfen etwas Frühstück ein, packen unsere vorbereiteten Rucksäcke mit Fressalien und Wasser zusammen und gehen zur Hauptstraße. An der Feuerwehrstation holt uns um 6:20 Uhr der bestellte „Earlybird express“ ab und es geht durchs Morgengrauen Richtung Tongariro-Nationalpark. Der Busfahrer stimmt uns auf die 8-Stunden-Wanderung ein. Alle Namen werden aus Sicherheitsgründen vermerkt und es wird auf Besonderheiten hingewiesen. Gegen 7:30 erreichen wir den Parkplatz am Anfang der Strecke, welcher ungefähr auf 700 m Höhe liegt. Hier gibt es außer Schautafeln noch den Luxus von Plumsklo's, welche auch noch regen Zulauf genießen. Ich empfinde den Andrang an Wanderern die sich den Track vornehmen schon ziemlich groß. Es soll aber erst die Vorhut sein. Größere Busunternehmen fahren diesen Parkplatz wohl erst eine Stunde später an...

Also gehen wir los. Diesmal bei herrlicher Morgenstimmung, leichtem Wind und vor allem ohne Regen und schwerem Gepäck!! Der Weg ist zunächst einfach und führt durch karges Ödland auf die großen Vulkane zu. Z.T. geht es über schön angelegte Bohlenwege welche mit Anti-rutsch-Matten ausgerüstet sind. Einfach aber genial!

Nach einer knappen Stunde geht es an einem kleinen Canyon die ersten steileren Anstiege hoch. Wir passieren noch eine Schutzhütte und auf geht es zur großen Steigung über eine geröllige Kehle. Schließlich stehen wir am Rand des Südkraters und genehmigen uns die erste Pause mit Frühstück. Matthias, HD, Doris und Michael wollen den Anstieg zum sehr steilen Gipfel des höchsten Vulkankegels wagen. Howie entscheiden uns gegen den Umweg und wir beschließen auf der Hauptroute zu bleiben und uns mehr Zeit für die einzelnen Ausblicke zu gönnen. Gegen 9:30 Uhr gehen Howie und ich über den ebenen Boden des Südkraters. Dieser ist sehr sandig und bis vor kurzem muss hier wohl auch Wasser gestanden haben da der Untergrund angenehm weich und federnd wirkt. Wenn man sich ein wenig von anderen Wanderern entfernt ist es seltsam still hier am Kratergrund. Es gibt keine Pflanzen die im Wind rauschen könnten, keine Tiere - einfach nur Stille.

Es geht weiter und wir steigen wieder zum Kraterrand hoch. Plötzlich wird der Blick auf den „roten Krater“ frei: waren die Gesteinsfarben bis jetzt von ocker, beige,

braun und dunkelgrau bis schwarz bestimmt, dominieren in diesem sehr viel steileren Krater rötliche Töne die je nach Sonneneinstrahlung einen faszinierenden Anblick bieten. Auch die Kraterränder sind viel schroffer aber auch vielseitiger in ihren Ausformungen. Nachdem wir den Anblick von verschiedenen Punkten aus genossen haben, geht es erst einmal wieder einen steilen, rolligen Abhang runter. Von hier haben wir ein tolles Panorama auf verschiedene türkis-blaue Kraterseen und das weite Umland der Vulkane. Es ist hier oben auch sehr windig, sodass wir froh sind unsere winddichten Jacken mit Kapuzen mitgenommen zu haben.

In riesigen Schritten geht es jetzt unserer Mittagsrast entgegen. Doris hat uns mittlerweile wieder eingeholt. Ihr war der mühsame Anstieg zum Hauptgipfel dann doch zu steil. Nach der Rast am Rande des größten Vulkansees gehen wir am Zentralkrater entlang dem langen Abstieg entgegen. An der Außenseite des Zentralkraters durchwandern wir bald eine alpine heideähnliche Pflanzendecke. Wir können jetzt an der nördlichen Bergflanke immer wieder Wolken emporsteigen sehen. Diese werden von heißen Schwefelquellen ausgestoßen die im Privatbesitz eines Maoristammes sind. Es ist uns nicht möglich einen direkten Blick auf dieses heilige Land zu werfen was wir sehr bedauern. Dafür geht es jetzt stetig über sehr hohe Wegstufen bergab was sehr anstrengend ist. Auf einmal geht es eine Holztreppe um die Ecke hinab - und ich stehe im Regenwald!! Vorher deutete nichts auf diesen plötzlichen Vegetationswechsel hin, von oben betrachtet sah die alpine Halbstrauchschicht genauso aus wie der uns umgebende Wald - einfach irre dieser Wechsel. Mit Doris schaue ich mir noch einen kleinen Wasserfall an in dem ich mir meine Füße erfrische. In dieser ansonsten kargen Landschaft ist dieser Wasserfall was ganz besonderes. Nicht zu vergleichen mit der Vielfalt seiner Kollegen am Routeburn Track...

Es ist nicht mehr weit zum Endparkplatz wo Howie und die Busse schon auf uns warten. Nach ca. 20 Minuten des Verschnaufens steigen wir ein, Michael kommt noch gerade rechtzeitig aus dem Busch um mit uns den frühen Bus zurück zu nehmen. Er erzählt uns von seinen Eindrücken am Gipfel des Hauptvulkans. Matthias und HD kommen eine Stunde später mit den Spätbussen um ca. 17:00 Uhr am Campingplatz an wo wir uns erst mal alle ausruhen und nach einem schönen Abendessen mit köstlichem Dosenbier in der Campingplatzküche früh zur Ruhe begeben.

Tag 23

Nordinsel - Turangi - Sonntag, 23.01.2005

Angenehm warm, sonnig.Autoreisetag

Nachdem wir aufgewacht, gefrühstückt und in der Sonne unsere Zelte trocken eingepackt haben, geht es um ca. 11:00 Uhr auf die Piste. Von Turangi geht es am großen Lake Toupo bis Toupo - eine Touri Metropole. Im Stadtgebiet schauen wir uns die Huka Falls an welche den Seeabfluss bilden und kanutechnisch im Grenzbereich liegen aber für uns wohl zu heftig sind. Es ist beeindruckend in diesem Felskanal den Wassermassen bis zu ihrem Finalsturz von ca. 7-8 m nachzuschauen.

Weiter geht es Richtung Nordosten die „Route 5“ entlang. Bei Waiotapu gibt es eine Ansammlung von Hotpools. Vor einer „Gully Tankstelle“ rechts ab über eine Stichstraße ist eines dieser angenehmen Heißwasserbecken zu erreichen. Dieses ist

Unweit der Hauptstraße gelegen und nur für uns da. Dass heiße Wasser kommt aus einem Seitenbach und vermischt sich mit dem kühleren Wasser eines etwas größeren Baches im Unterholz. Hier kann man wunderbar ein Bad nehmen und sich nach belieben die richtige Wassertemperatur raussuchen. Stellenweise ist das Wasser so heiß, dass wir uns immer wieder kühlere Stellen im größeren Bach suchen müssen. Es ist sehr angenehm, hat zwar einen schwefeligen Geruch und auch den Kopf soll man wegen Hotpoolparasiten nicht unter Wasser halten - es ist dennoch einfach genial und schön hier!!

Nach 11⁄2 Stunden geht es weiter auf der Piste Richtung Rotorua. Am Ortseingang von Rotorua besuchen wir ein Maori Dorf mit angrenzenden Geysiren, Mudpools und heißen Quellen. Der Besuch ist ganz interessant, der Eintritt von 22,- Dollar ebenfalls. Besonders eindrucksvoll wirken auf uns die Schnitzereien im Versammlungshaus und das Kriegskanu. Glück haben wir auch beim Pohutu - Geysir, welcher für uns eine eindrucksvolle Dauerfontäne ausschüttet. Doris und Michael hatten mit einer Führung das Glück im Kiwihaus einen der seltenen nachtaktiven Vögel zu sehen. Ich hatte vorher nicht so viel Glück, na ja. Dafür habe ich mir nach dem Durchschlendern des Besucherzentrums noch ein schönes „Tripple Eis“ gegönnt. Dieses war für die kleine pappige Waffel zwar etwas groß, dafür aber sehr lecker und erfrischend.

Auf der weiteren Autofahrt nach Auckland reisen wir durchs „Auenland“ - im Original!! Es besteht aus welligen grasbewachsenen z. T. sehr steilen Hügeln auf denen außer Schafen immer wieder charakteristische Einzelbäume und Baumgruppen stehen. Diese Landschaftsform um Hamilton ist einfach irre putzig.

Gegen 22:00 Uhr erreichen wir Howik, einen Stadtteil von Auckland. Hier wohnen in einem typischen neuseeländischen Einfamilienholzhaus Kassia und Chris bei denen Matthias 6 Monate zur Untermiete gewohnt hat. Für unsere Aucklandtage können wir hier Unterkunft kriegen. Der Abend wird in ihrem Wohnzimmer recht lang bei Kai pirinja mit Rum, Cola, Eiswürfeln und Zitronenkonzentrat...

Tag 24

Nordinsel - Auckland / Northland - Montag, 24.01.2005

Sonnig, angenehm warm

Wir frühstücken in Ruhe am großen Esstisch, sortieren etwas Gepäck aus was wir hier lassen können und brechen unsere letzte Rundreiseetappe ins Northland an. Matthias schlägt als Highlight eine Strandautofahrt und einen Besuch des Kauriwaldes bei Waitangi vor. Gesagt, getan. Das Northland ist sehr hügelig, sodass man auf den Straßen nur relativ langsam voran kommt. Die langen Strände an der Westküste sind da eine echte alternative um Strecke zu machen. Voraussetzung ist allerdings wohl ein 4 WD-Antrieb. Der Strand selber ist zwar fest und gut bei Ebbe befahrbar, die Zuwege sind z.T. aber sehr tief ausgewaschen oder steil und fordern entsprechende Bodenfreiheit des Fahrzeuges. Bei Dargaville, einer Kleinstadt an der Westküste machen wir eine Pause. Hier müssen wir bei der Post ein Paket für Hellen aufgeben. Wir hatten nämlich zwei Packsäcke und eine Tüte Fittings vergessen in Murchison abzugeben. Mit Hellen gibt es jetzt auch im Nachhinein Probleme mit dem ausgehandelten Preis der ihr Cash übergeben werden sollte. Ursprünglich war ein Preis von 170,- NS$ pro Boot und Woche ausgemacht. Dazu eine kleine Gebühr für Ausrüstungsteile - abzüglich ein Rabatt für längeres Ausleihen und wegen Menge der Boote. Jetzt möchte sie jedoch zusätzlich einen Steueranteil von 12 % berechnen womit wir natürlich weder gerechnet haben noch

einverstanden sind. Die Bootsmiete ist für unsere Reise schließlich sowieso schon ein preisbestimmender Faktor...

Mit Hellens Nachbar Tony kann Matthias eine Cash-Übergabe an Hellen organisieren - was uns alle erleichtert. Nachdem wir in Dargaville diese organisatorischen Klippen umschifft haben schauen wir uns etwas die Hauptstraße an.. Anschließend fahren wir zum Strand bei Bayly's Beach. Es ist gerade ablaufend Wasser und so fahren wir ca. 2 Stunden am Strand zwischen dem trocken und spärlich bewachsenen Dünenrand und dem Wasser Richtung Norden. Natürlich genehmigen wir uns in den Nachmittagsstunden auch eine Badepause mit Muschelsuchen und Drachen steigen lassen. Zum Brandungspaddeln können wir uns aus verschiedenen Gründen nicht entscheiden. Zum einen ist gerade Ebbe (kleine Wellen und die potenzielle Gefahr rausgezogen zu werden). Zum anderen bedeutet das Abladen, Aufladen und Gerödel einen gewissen Zeitbedarf der vom Tageslicht abzuziehen ist wenn wir noch in den Kauri Regenwald wollen. Auch so ist es hier sehr schön am Strand. Wir sind nahezu alleine hier. Es weht ein leichter, warmer Wind, die Sonne scheint und es ist einfach sehr angenehm. Einfach nur toll!!

Nach einer Stunde erreichen wir das nördliche Ende dieses Strandes. Um wieder auf das Straßennetz zu gelangen müssen wir eine steile, ausgewaschene, steinige Auffahrt zwischen den Dünen hoch. Im zweiten Versuch ist dies für unseren L-400 auch kein großes Problem. Weiter geht es Richtung Kauriwald. Es wird schon Abend als wir den Park erreichen. Hier steht wieder alles voll Regenwald. Die Straße windet sich durch eine irre Botanik. Das Aushängeschild dieser Waldgesellschaft sind die Kauri-Bäume. Sie werden wahnsinnig alt, man schätzt die ältesten Exemplare auf über 2000 Jahre. Früher hat man aus ihnen einen gummiartigen Rohstoff gewonnen. Auch das kostbare Holz, welches sich gut verarbeiten lässt ist sehr gegehrt. Da heute die Restbestände unter strengstem staatlichen Schutz stehen, gibt es heute nur noch einen Weg auf legale Weise an das begehrte Holz zu gelangen. Es wird versucht über Luftbilder Orte auszumachen an denen Stämme im Boden versunken sind. An bestimmten Stellen, wo mangels Sauerstoff im Boden kein Zersetzungsprozess stattfindet, können Experten fündig werden um dann mit den Landbesitzern über Probegrabungen verhandeln. Wird tatsächlich ein brauchbarer Stamm gefunden wird abermals über die Bergung und den Preis des Stammes verhandelt. Dieser ganze Aufwand spiegelt sich dann natürlich im Preisniveau der Edel-Produkte wieder.

Wir machen auf gut präparierten Wegen zwei schöne Spaziergänge in diesen Dschungel. Es ist ganz anders von der Artenvielfalt als der Wald den wir von der Südinsel auf dem Routburntrack erlebt haben. Es gibt wieder viele Farne und interessantes Unterholz in dem sich auch der Kiwi-Vogel wohlfühlt. Wäre kein Weg hier, wäre der Wald nahezu undurchdringbar. Wir stehen auf einmal auf einer Plattform von der wir ca. 20 Meter vor uns den Stamm eines der ältesten Kauri-Exemplare erblicken können. Wow....! Dieser Stamm soll ca. 55 Meter hoch sein, 6 Meter Durchmesser und etliche Tonnen schwer sein. Allein der Hauptstamm bis zum Kronenansatz misst ca. 17 Meter. - Irre!! -

Eine Stunde später stehen wir vor einer Gruppe von vier Kauri-Stämmen, welche auch die vier Schwestern genannt werden. Auch diese Bäume haben in der Maori-Mythologie ihre feste Bedeutung.

Es wird dunkel als wir kurz vor unserem Übernachtungsplatz den Sonnenuntergang von der hoch gelegenen Küstenstraße aus bewundern. Die Straße ist wenig befahren und wir stehen hoch über den bewachsenen festgebackenen (wie weicher Sandstein) Dünen. Die Sonne geht hinter einer windzerzausten Kiefer über dem Meer langsam unter und die Farbenpracht

spiegelt diese wundervolle Abendstimmung auf das Prächtigste wider. Plötzlich hält ein Auto vor uns auf der Landstraße und die Fahrerin erkundigt sich bei uns ob wir eine Panne hätten. Dies können wir zum Glück verneinen. Die Fahrerin wendet, wünscht uns einen schönen Abend und fährt wieder zurück ins Nichts. Von unserem Standpunkt aus können wir kein Gehöft oder sonstige Behausung erkennen. Auch ist kein Auto während unseres Aufenthaltes vorbeigekommen. Als wir hielten packte lediglich ein Farmer, der mit der Reparatur eines Weidetores beschäftigt war, sein Werkzeug zusammen und verschwand in die andere Fahrrichtung. Woher die Autofahrerin wusste, dass wir an der Straße hielten bleibt uns ein Rätsel. Diese Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit die hinter diesem Erlebnis steckt haben jedoch immer wieder in Neuseeland erlebt.

Wir fahren weiter an einer küstennahen Gruppe von Badeseen vorbei die nur wenige Dünenbreiten von der Küste entfernt im Hinterland liegen. Hier gibt es neben offiziellen Badestränden und Wasserskimöglichkeiten auch einen Campingplatz. Wir wollen aber noch eine Nacht wild zelten und fahren die kleine Landpiste bis an ihr Ende. Hier gibt es eine wunderschöne Aussicht auf das Hinterland. Allerdings ist es schon dunkel und wir geben uns beim Aufbauen der Zelte große Mühe keine allzu große Aufmerksamkeit beim nur ca. 150 m entfernten Farmhaus mit seinen Hunden zu erregen. Matthias hat keine Bedenken, dass der Farmer Schwierigkeiten machen könnte. Ich fühle mich trotzdem etwas unwohl auf fremden Grund ohne zu fragen zu nächtigen. Und so schlafen wir in dieser ruhigen Abgeschiedenheit ein.

Tag 25

Nordinsel - Northland - Dienstag, 25.01.2005

Sonnig, leichter Wind, sommerlich warm

Nach einer ruhigen Nacht ohne Wind, Regen oder Sturm genießen wir beim Abbau der Zelte die Aussicht und machen uns auf zum Strand bei dem kleinen Strandörtchen O....... (Namen wollte ich immer noch mal nachgeschaut haben...Anm. der Redaktion) Hier gibt es nicht nur ein öffentliches Plumsklo (wie übrigens an allen Strandzugängen) sondern auch eine verhältnismäßig einfache Zufahrt zum Strand. Erst mal frühstücken wir in Ruhe und haben einen guten Ausblick auf die nahe Brandung. Mir erscheint sie grenzwertig hoch. Vom Gefühl her würde ich mich jetzt bei Flut vielleicht zwei Wellenkämme raustrauen, alles was dahinter ist sieht bedrohlich hoch, steil, gewaltig, riesig und übermächtig aus. Von der Geräuschkulisse mal ganz zu schweigen. Doris ist die erste die sich umgezogen hat und in eines unser drei verbliebenen Boote Platz genommen hat. Sie macht mutig den Anfang (was mich bei diesen Wellenbergen durchaus beeindruckt). Schnell sind wir, bis auf Howie, der immer noch Rücksicht auf sein Knie nehmen muss, alle umgezogen und pilgern zur Wasserlinie. Nach einer gewissen Gewöhnungsfase traue ich mich auch ins Boot, nehme die ersten 2-3 Wellenkämme und bekomme langsam auch ein Gefühl der Freude. Langsam traue ich mich auch weiter raus ohne die Lage zum Strand aus den Augen zu verlieren. Auch wenn jetzt auflaufend Wasser ist möchte ich doch einer möglichen Abdrift schnellstmöglich begegnen. Die Brecher unmittelbar vor mir sehe ich doch mit großem Respekt! Schließlich vertraue ich mich auch immer wieder brechenden Surfwellenkämmen an welche mich oft in einem Stück 100 - 200 Meter zurück an den Strand surfen lassen. Nach 1 - 2 Rollen gewinne ich auch mehr Vertrauen. Seltsam ist, das in manchen Abschnitten für wenige Minuten relative Ruhe herrscht. Kurz darauf können sich aber genauso schnell bis 3 Meter hohe, steile und brechende Wasserberge an diesen Stellen auftürmen! Nach ca. zwei Stunden sind wir ausgelastet, es ist Ende der Flut, wir laden die Boote und fahren zurück zu einem der

Badeseen. Hier finden wir eine flache, stille Bucht - auch sonst ist an diesem warmen See niemand zu sehen. Wir waschen zunächst das Salzwasser aus allen Paddelklamotten bevor wir schwimmen gehen und eine Mittagsrast einlegen. Anschließend geht es auf der Hauptstraße Richtung Auckland zurück. Auf dem Weg dorthin halten wir an einem wunderschönen öffentlichen Park an der Ostküste. Für Auckländer ist dies am Wochenende bestimmt ein nettes Ausflugziel. Es gibt Grillplätze die man sich reservieren lassen kann, schöne Schattenbäume und ausgedehnte Rasenflächen auf denen jetzt am späten Nachmittag mitten in der Woche nur wenig Leute sich mit Spielen die Zeit vertreiben. Es gibt Trinkwasserbrunnen an denen wir uns erfrischen können. Alles hier versprüht einen britischen Scharm wie er britischer nicht sein könnte. Nachdem wir von dem herrlichen Badestrand (ohne Surfwellen - ist auch schließlich die geschütztere Ostküste) einen Blick auf die vielen vorgelagerten Vulkaninseln geworfen haben gehen wir zu einem nahe gelegenen viktorianischen Landhaus. Hier gibt es einen etwas verwilderten botanischen Garten mit herrlich großen Einzelexemplaren von Quercus Ilex, diversen Aurokarien und Kieferbäumen sowie einer riesenhaften Magnolie zu bewundern. Nach einer knappen Stunde Pause in diesem Park (was mal wieder viel zu kurz für die vielen Möglichkeiten hier ist) geht es nach Howik zurück. In einem Supermarkt der 24 Stunden an 7 Tagen durchgehend geöffnet hat, decken wir uns noch mit Bier und letzten Frühstückssachen ein, bevor wir mit Chris und Kassia einen netten Wohnzimmerabend verbringen.

Tag 26

Nordinsel - Auckland - Mittwoch, 26.01.2005

Sonne, sommerlich warm, Stadtrundgang

Mit HD habe ich in dem Etagenbett in Nutrells Kinderzimmer eine ruhige Nacht gehabt. Nach dem Frühstück laden wir die Boote ab und räumen das Autoetwas leerer. Dann geht es los nach Down Town im Norden. Nach ca. 30 min Fahrt erreichen wir den „One Tree Stadtpark“ und fahren mit dem Auto direkt bis zur Aussichtsplattform unterhalb eines monumentalen Obelisken. Dieser steht auf dem Gipfel eines stadtteilbestimmenden Vulkankegels inmitten eines Parks. Wir genießen den herrlichen Ausblick auf das Stadtzentrum und die urbane Landschaft von Auckland. Von hier kann man sehr gut den vulkanischen Ursprung, die durch geschützte Buchten begünstigte Lage und die Stadt Auckland in ihrer Gesamtheit überblicken. Bis ins Jahr 2000 hat neben dem Obelisk hier der namensgebende „One Tree“ auf dem Gipfel gestanden. Ein alter kiefernähnlicher Solitärbaum der den Maori heilig war. Auch das Denkmal, gestiftet von einem englischen Lord, erinnert wie ehemals der Baum an die Ungerechtigkeiten die diesem Volk durch die europäischen Einwanderer widerfahren sind. Laut Reiseführer musste der Baum im Oktober 2000 aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Matthias erzählt ergänzend, das zuvor jemand aus niederen Beweggründen den Baum derart geschädigt hätte, dass es keine andere Möglichkeit gab als diesen schließlich zu fällen... Wie dem auch sei, vor dem ehemaligen Standort an dem noch Wurzelstrünke und nackte Erde zu sehen ist erinnert nur noch eine fehlende Schrifttafel an den Baum...

Wir verlassen mit gemischten Gefühlen diesen Stadtpark, fahren durch das pulsierende Down Town die Queensstreet zum Hafen hinunter. Wir parken das Auto an einem günstigen Parkplatz direkt am Containerhafenzugang. Ein wunderbarer roter Metallstabgitterzaun versprüht historisches Flair. Von hier wandern wir ca. 20 min zurück zum Fährhaus am unteren Ende der Queensstreet. Von hier lassen sich Fährfahrten zu sämtlichen vorgelagerten Inseln, diversen Stadtteilen oder einfach nur Rundfahrten buchen. Die meisten Fähren sind

moderne Katamaranfähren die an den verschiedenen Schwimmstegen wie die Busse in einem Busbahnhof an- und ablegen.

Wir besuchen kurz ein Internetcafe und schlendern dann die Hauptachse der City, die Queensstreet, entlang. Bei einer der vielen Bankfilialen (jede Bank unterhält an diesem Boulevard mindestens 2 Filialen!!) klären wir endlich den Geldtransfer mit Helens Nachbar, trennen uns dann um das Stadtleben einfach einzusaugen. Interessant sind die Ampelschaltungen: an großen Straßenkreuzungen wird der gesamte Autoverkehr periodisch angehalten um den Fußgängern das Queren in alle Richtungen und auch diagonal zeitgleich zu ermöglichen. Eine für uns ungewöhnliche Erfahrung! Der ganze Boulevard macht einen sehr sauberen, gepflegten und doch vielseitig angenehmen Eindruck. Asiatische Schwerpunkte wechseln mit anglikanischen ab und es herrscht ein ausgewogener Branchenmix auch von kleinen und großen Läden. Eine Informationstafel weist auf das absolute Alkoholverbot in diesem inneren Stadtzentrum hin. Es darf weder öffentlich Alkohol getrunken noch mit sich geführt werden. Die Strafen bei Zuwiderhandlung liegen bei 2.000,- NS$ Auch im Privat PKW ist Alkohol zu verbergen...

Wir treffen uns nach der Besichtigung einer historischen Stadthalle wieder am Fährhaus wo wir die An- und Ablegemanöver der Fähren von einer schattigen Sitzbank eine Weile bewundern. Nachdem Matthias vom Verlängern der Parkzeit zurückgekehrt ist, laufen wir über den zentralen Motorsegelyachthafen zum Fernsehturm. Neben der „Pride of New Sealand“ - einem Segelschulschiff - sehen wir schöne, teure und große Motoryachten. Auch eine Segelyacht die den Americans Cup in den 90er Jahren gewonnen hat können wir bewundern.

Als wir uns am Fernsehturm, dem „Sky tower“ treffen, springt gerade ein Todesmutiger aus ca. 220 m Höhe (zwischen einer Seilkonstruktion gehalten) auf uns herab. Der nahezu freie Fall endet auf einer Landeplattform glimpflich nur wenige Meter von uns entfernt. Wir beschließen die „Sky Town“ zu betreten. Hier wird der Turm, welcher der höchste der südlichen Hemisphäre ist, nach allen Regeln des modernen Marketings zelebriert. Über den Keller (hier stehen die mächtigen Fundamentsäulen irgendwie unwirklich rum) gelangen wir zu den Fahrstuhlschächten. Ein Film über Neuseelands geologische wie kulturell- geschichtlichen Wurzeln stimmt uns auf den Aufenthalt auf der Besucherplattform ein. Für 18,- NS$ erkaufen wir uns die ca. 40 sec. Dauernde Fahrt in einem der gläsernen Aufzüge nach oben. Von hier haben wir einen einfach gigantischen Ausblick auf das Treiben der Großstadt, auf die Wasserflächen und das Umland. Wir sehen von hier auch sehr gut das Verkehrsproblem was Auckland zu schaffen macht. Da nahezu alle Auckländer in einstöckigen Einfamilienhäusern wohnen, welche für eine Großstadt einfach viel zu viel Fläche beanspruchen, hat sich in der Vergangenheit der Aufbau eines Leistungsfähigen (schienengebundenen) Nahverkehrssystems nicht gelohnt. Die Folge davon kann man jetzt von hier aus auf den Schnellstraßen gut sehen.

Mulmig wird mir schon als ich die 4 cm dicken Glasscheiben, die im Fußboden eingelassen sind, betrete. Unter mir ist erst einmal 220 Meter nichts!! An einem Joystick kann man auch eine Kamera die an der Turmspitze in ca. 380 m Höhe befestigt ist, einen Rundblick steuern. Mit dieser Kamera können wir unseren Parkplatz am Hafen kontrollieren den wir von unserer Position nicht direkt einsehen können - alles o.k. Plötzlich hängt eine Springerin an den Seilen für einen kurzen Moment vor den schrägen Scheiben der Aussichtsplattform nur ca. 10 m vor uns. Sie strampelt ein wenig sieht uns erst etwas später durch die Scheibe an, gibt ein Zeichen nach oben und schwups fällt sie in die Tiefe...- sehr seltsam und irgendwie nix für mich. Nach zu kurzen 45 Minuten machen wir uns auf den Rückweg. Um 19:30 Uhr haben wir zum

Abschluss unser Neuseelandreise einen Tisch in einem mongolischen Restaurant bestellt. Wir wollen Kassia und Chris einladen. Nachdem wir uns alle in Howick für den Abend gerüstet haben erleben wir einen interessanten Restaurantbesuch. Das Essen (welches es zu einem Festpreis gibt) kann in Buffetform immer wieder nachgeholt werden. Das besondere: alles fleischige liegt roh aus, wird in Schalen gesammelt und zu einer zentralen Pfannegebracht an der viele fleißige Hände das Essen braten. Nach einem schönen Abend in dem Lokal geht es nach Hause und unsere letzte Nacht in Neuseeland steht bevor.

Tag 27

Nordinsel - Auckland - Donnerstag, 27.01.2005

Sonne, sommerlich warm - Abreisetag.

Morgens packen wir in Ruhe unsere Gepäckstücke und fahren um ca. 10:30 Uhr zum Flughafen. Dort dauert der Check In für das Hauptgepäck etwas sodass es sich nicht mehr lohnt das Flughafengelände mit Matthias zu verlassen. Wir verbringen noch eine Stunde draußen am Auto unter einem schattigen Baum. Dann verabschieden wir uns von Matthias dem wir zum großen Teil den Erfolg der letzten Reisewochen zu verdanken haben. Nachdem wir unsere Ausreisegebühr von 25,- NS$ entrichtet haben geht es durch die Passkontrolle. Routiniert nehmen wir auch die letzte Handgepäckkontrolle vorm Betreten der Boing 747 nach Kuala Lumpur. Gewichtsmäßig sind wir wieder am oberen Limit aber kommen (außer HD...) gut durch. Der Flieger startet um 14:15 Ortszeit. Der Komfort der Maschine ist sehr hoch. Jeder Sitz hat einen eigenen Bildschirm und seitlich verstellbare Kopfstützenklappen! Das Bordpersonal hingegen wirkt etwas übermüdet, gibt sich aber während der kommenden 10 Stunden Flugzeit nach Kuala Lumpur große Mühe freundlich zu sein. Im Tageslicht werfen wir einen letzten Blick auf Auckland und Neuseelands Küste und schon geht's über die Tasmanische See Richtung Australien. Ich habe einen Fensterplatz etwas hinter der linken Tragfläche und so kann ich von dem 5. Kontinent ausgedehnte Buschlandschaften mit breiten ausgetrockneten Flussbetten und schnurgeraden langen Buschpisten aus 10 km Höhe betrachten.

Später folgen Ausblicke auf diverse indonesische und malaysische Küsten und Inseln. Nach Auckländer Zeit landen wir gegen 0:20 Uhr. Wir haben ca. 2,5 Stunden Aufenthalt. Mein Kreislauf ist ganz schön im Eimer. Leichte Schwindelgefühle wie nach einer durchzechten Nacht plagen mich jetzt ein wenig.

Die Sonne ist schon ca. 2 Stunden untergegangen als wir die Boing nach Amsterdam betreten. Der Komfort ist sehr viel schlichter gehalten, dafür haben wir in unserem Flur einen sehr netten, fast gemütlichen holländischen Flugbegleiter. Durch die Nacht geht es jetzt über den Indischen Ozean, Indien, Pakistan, Afghanistan, das Kaspische Meer, über den Kaukasus, das Schwarze Meer, über Osteuropa Richtung Amsterdam. Hier landen wir nach 12 Stunden Flugzeit sicher im kalten Nebel. Es ist jetzt 4:45 Uhr morgens. Unser Flugbegleiter nimmt noch unsere Flug-km-punkte-Anträge entgegen und verabschiedet sich freundlich von uns. Wir müssen jetzt noch 5 Stunden totschlagen. Ich bin mir sicher, dass ich das nächste mal mich bemühen werde direkter nach Osnabrück zu gelangen als zweimal fast direkt über Wallenhorst hin und her zu fliegen, lange zu warten um dann mit der Bahn nach Osnabrück zu kommen.

Der Flug nach Hannover über eine dichte geschlossene Wolkendecke verlief ganz ruhig und reibungslos. Bis wir in Hannover vor der Gepäckausgabe nur 4 von insgesamt 8

Gepäckstücken vorfinden konnten. In Amsterdam sind über die Hälfte aller Gepäckstücke wohl stehen geblieben was jetzt am Schalter für turbulentes Chaos sorgt. Zu meinem Glück ist mein Gepäck bis auf ein Taschenmesser komplett. Jetzt freue ich mich nur noch auf zu Hause und Ausschlafen!!!

Flo